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Kultur: Steh auf ...

... und mach weiter: der Rapper Nas im Astra.

Früher, als Rapper noch Millionen von Platten verkauften, bekam man amerikanische Hip-Hop-Giganten in Europa so gut wie nie zu Gesicht. Wenn dann doch mal ein Konzert in Berlin angekündigt war, kam meistens in letzter Sekunde etwas dazwischen. Heute lässt sich sogar 50 Cent zu „Wetten dass..?“ auf die Couch einladen – man muss ja im Geschäft bleiben. Und Nas, der den Titel seines Albums „God’s Son“ durchaus auf sich bezogen haben möchte, tritt nicht in der O2-World auf, sondern im eher unglamourösen Astra in Friedrichshain. Wenigstens ist der Laden ausverkauft.

Die Show ist dann eine Mischung aus okayem Hip-Hop-Konzert, „Erkennen Sie die Melodie?“ und öffentlicher Psychotherapie. Gelegentlich betritt ein Sidekick- Rapper mit Nas die Bühne, meist aber schmeißt der Meister den Lande allein mit seinem DJ und einem Drummer, der nicht weiter auffällt. Immer wieder wird DJ Green Lantern, ohnehin eine Marke für sich, zwischen Nummern von Nas zu Oldschool-Klassikern aufgefordert. Bei den altbekannten Beats fühlen sich viele im Publikum an die eigene Jugend erinnert, was bekanntlich immer gut ankommt. Zwischendurch ein Stück von Bob Marley oder Phil Collins, gesampelt. Nas ist nun mal ein Rapper, der die Massen befriedigen möchte und vor dem allzu Offensichtlichen nicht zurückschreckt. Das hat ihm Kritik eingetragen, aber Nas, der sich in einem seiner Videos kreuzigen ließ und auf einem Plattencover das letzte Abendmahl nachstellte, steht längst über allen Anfeindungen. Das ist ihm auch beim Auftritt im Astra deutlich anzumerken.

Er hat ja viel gelitten im Leben. Vor 20 Jahren wurde der Junge aus Queens, New York, mit dem Album „Illmatic“ als Wunderkind des Hip-Hop gefeiert, seitdem heißt es: So gut wie früher ist er nicht mehr. Und das, obwohl beinahe alle seine Alben die Spitze der US-Charts erreicht haben. Das hat lange an ihm genagt. Hier in Berlin lieben die Leute ihn aber einfach. Das scheint er zu spüren, also wird er persönlich, knüpft enge Bande zwischen sich und dem Publikum und kommt ins Erzählen. Von seiner Exfrau und dem Älterwerden zum Beispiel, die Selbsttherapie gipfelt in Weisheiten wie: Schließt sich eine Tür, öffnet sich irgendwo eine andere. Oder: Steh auf und mach weiter! Sei du selbst, dann läuft es schon! Auch damit meint er wohl am ehesten sich selbst. Morgen ist Ostern: Auch Jesus hatte Zweifel, kurz vor seinem zwischenzeitlichen Tod, auch Jesus hat sie am Ende überwunden. Andreas Hartmann

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