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Kultur: Steinerner Kreislauf

Seit 25 Jahren findet das Bildhauersymposion im Reinhardtsdorfer Sandsteinbruch in der Sächsischen Schweiz statt - seit zwei Jahren in der Trägerschaft des Neuen Sächsischen Kunstvereins.Das Ergebnis des diesjährigen Symposions, an dem vier Bildhauer jeweils aus Berlin und Dresden teilnahmen, ist nun in der historischen Gartenanlage am Dresdner Königsufer zu betrachten (bis 13.

Seit 25 Jahren findet das Bildhauersymposion im Reinhardtsdorfer Sandsteinbruch in der Sächsischen Schweiz statt - seit zwei Jahren in der Trägerschaft des Neuen Sächsischen Kunstvereins.Das Ergebnis des diesjährigen Symposions, an dem vier Bildhauer jeweils aus Berlin und Dresden teilnahmen, ist nun in der historischen Gartenanlage am Dresdner Königsufer zu betrachten (bis 13.September).Der Reinhardtsdorfer Sandstein ist weich und porös.Er verformt sich ständig.Hinter das Wesen des steinernen Verfalls zu kommen, die Brechungen, Risse, Schwingungen zu begreifen - das ist für den Bildhauer die Herausforderung.Bei aller Abstraktion strahlen die Skulpturen der acht Bildhauer Erdnähe und Sinnlichkeit aus.Die Naturform, die Körperlichkeit bleiben gewahrt.Die Arbeiten lassen ein Spannungsverhältnis zwischen dem Rund (symbolischer Verweis auf die Ganzheit des Lebens) und der geometrischen Form (in seinen Einkerbungen, seiner Rautenbildung) erkennen.In dieser Polarität wird die Integration von Körper und Geist, von Volumen und Fläche, von plastisch-runden und architektonischen Elementen angestrebt.

Der Dresdner Marcus Lilge schuf einen Dodekaeder und einen Isokaeder - der eine stand in der Antike für Kosmos, der andere für das Wasser.Aber nicht nur der philosophische Aspekt interessierte ihn, auch der handwerkliche.Das Geometrische kontert mit den Unberechenbarkeiten des Materials.Seine Kollegin Susanne Graup hat ihrer Skulptur den Titel "Verhüllt" gegeben.Ein Torso ist erkennbar, bei dem die Formen ineinanderfließen.

Erosion und Metamorphose ist das Thema des Berliners Karl Biedermann.Er will den Block ebenso in seiner technischen Eingefaßtheit wie in seinem Erosionsprozeß belassen.Der Stein bleibt Block und ist doch kein Block mehr.Wie einen Keil treibt er die Öffnung in den Steinquader, der dadurch gespalten erscheint, aber dennoch durch die Spannung zusammengehalten wird.Jürgen Pansow, ebenfalls aus Berlin, baut naturnahe Form wie Architektur, verbindet Gebautes dann wieder mit Organischem, das Runde mit der Winkelform des Körpers.Während für den Dresdner Niklas Klotz die Drehung zum plastischen Ereignis wird, hebt der Berliner Rüdiger Schöll das Körperhafte durch eine faserige Struktur hervor, die sich aus der Segmentbreite des Eisens ergibt.Friedrich Höfer aus dem Odenwald läßt den schwellenden Körper in den Raum greifen.Keimen, Wachsen, Fruchttragen und Untertauchen zu neuer Zeugung heißt hier der Kreislauf.Für alle Künstler gemeinsam aber bedeutet die Arbeit mit dem Steinmaterial ein Weiterdenken und Vollenden der von der Natur angegebenen Form.

KLAUS HAMMER

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