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Kultur: Stella forever

Oscar-Preisträgerin

Als jemand sie vor einem Jahr fragte, ob sie ihr Icecream lieber in der Waffeltüte oder im Becher nehme, sagte sie, es gebe Dinge, über die eine Dame nicht spreche. Und da hatten wir geglaubt, die Hüterin solcher Sprüche in der Nachfolge von Mae West sei Marilyn Monroe. Diese beiden hatten ihr vielleicht den steileren Sex Appeal voraus, aber der Liebreiz war eindeutig Kim Hunters Domäne. Oder weshalb sonst hätte Stanley Kowalski, er mochte noch so verrückt sein nach der neurotischen Schwägerin Blanche, wie ein liebeskranker Hirsch nach seiner Frau Stella geschrien, mit der Röhre von Marlon Brando heute noch unauslöschlich im Ohr? Die Stella in Elia Kazans Film „Endstation Sehnsucht“ hatte ihr 1951 den Oscar als beste Nebendarstellerin beschert. Kurz danach geriet sie, von Kollegen denunziert, in die „Red Channels“, die blacklist des Kommunistenjägers McCarthy – ein Karriereknick, den sie nie wieder richtig glätten konnte.

Vor achtzig Jahren geboren als Janet Cole, hatte sie mit achtzehn ihre ersten kleinen Filmrollen, bis sie die Stella Kowalski schon mal am Broadway üben konnte. So sehr ihr mit dieser Figur verbunden bleiben wird: in der US-Geschichte hat sie eine politisch viel bedeutendere gespielt. Als sich endlich jemand traute – der Radioautor John Henry Faulk –, gegen den Ausschuss des Senators McCarthy vor Gericht zu ziehen, stellte sich Kim Hunter als Zeugin zur Verfügung. Ihre Aussage war es, die den „Red Channels“, dem System von Gesinnungsschnüffelei und Einladung zur Denunziation, das Kreuz brach. Jetzt ist die amerikanische Heldin gestorben. Peter W. Jansen

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