zum Hauptinhalt
Wächst. Die James-Simon-Galerie auf der Museumsinsel im Bau.

©  BBR/Björn Schumann

Stiftung Preußischer Kulturbesitz: Bauen im Akkord

Der Jahresbericht der Stiftung Preußischer Kulturbesitz kündet von lauter Erfolgen: Besucherzahlen gehalten, Etat gesteigert.

Nicht als Bauherr im juristischen Sinne, wohl aber als Nutzer neu zu errichtender öffentlicher Bauten steht die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK)in Berlin an der Spitze. Mehrere Vorhaben befinden sich, teils seit Jahren, in Ausführung, andere in Feinplanung. Die Übersicht behalten muss ihr Präsident Hermann Parzinger, der die Teilnehmer der Jahrespressekonferenz am Dienstag wie üblich mit etlichen Fakten und Zahlen versorgte.

Deutlich wurde dabei, dass das größte Bauvorhaben, das „Humboldt-Forum im Berliner Schloss“ – wie die als Bauherrin fungierende Stiftung in Kürze heißen wird – von der SPK allmählich hinübergeht in die Zuständigkeit der Kulturstaatsministerin und ihrer Behörde (BKM). Gründungsintendant Neil MacGregor sei mittlerweile – wie vereinbart – zehn Tage monatlich in Berlin, der immer drängender Erwartete ist angekommen. Für den künftigen, eigenständigen Jahreshaushalt des Humboldt-Forums gibt es einen Entwurf, den die Haushälter des Bundes beraten werden. Es werden satte 50 bis 55 Millionen Euro veranschlagt, ab der geplanten Eröffnung im Jahr 2019.

Dass sich um MacGregors Tätigkeit Gerüchte über vermeintliche Änderungswünsche ranken, rückte Parzinger zurecht: Es gebe „freie Bereiche, die noch zu gestalten sind, für das gesamte Erdgeschoss“ müsse „ein Programm entwickelt werden“. Immerhin werden alsbald bis zu 30 Stellen für das Humboldt-Team ausgeschrieben und besetzt, dafür hat der Bund 3,5 Millionen Euro bewilligt.

Ganz in der Nähe befindet sich der Neubau des zentralen Eingangsgebäudes zur Museumsinsel, die James-Simon-Galerie. Erleichtert konnte der Präsident den 13. April als Datum des Richtfestes verkünden. Nebenan wird für die voranschreitende Sanierung des Pergamon-Museums ein riesiges Schutzdach errichtet.

Für das Museum der Moderne oder auch Museum der Kunst des 20. Jahrhunderts – intern „M20“ – , vorgesehen im Kulturforum unmittelbar an der Potsdamer Straße, läuft derzeit der Ideenwettbewerb, zu dem sich nicht weniger als 464 Büros aus aller Welt gemeldet haben. Anfang Februar wählt eine hochrangige Jury 15 bis 20 Büros zur Teilnahme am Realisierungswettbewerb aus, dazu ein Dutzend weiterer Architekten, die ihrem Ruf und ihrer Erfahrung halber nicht an der ersten Stufe teilnehmen mochten. Die Einreichungen zum Ideenwettbewerb werden ab 25. Februar zu sehen sein.

Die Neue Nationalgalerie Mies van der Rohes, die durch „M20“ von der Sammlungspräsentation entlastet wird, ist mittlerweile leergeräumt. In diesem Jahr steht die Rückführung des Bauwerks auf seine Rohbaukonstruktion an, ehe das Haus bis 2019 in seinen Ursprungszustand zurückversetzt sein soll. Die Wiedereröffnung ist für 2020 geplant; zwei Jahre später soll auch „M20“ eröffnet werden. Das weitere Riesenprojekt, der Grundausbau der Staatsbibliothek „Haus 1“ Unter den Linden, „schreitet in diesem Jahr ruhig fort“, wie deren Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf ergänzte.

Der Plan eines Depots in Friedrichshagen liegt auf Eis

Eher nur am Rande fand das Vorhaben des Depotkomplexes in Friedrichshagen Erwähnung – das liegt nämlich auf Eis. So zeichnet sich ab, dass die Dahlemer Museen nach dem Auszug auch der jetzt noch zugänglichen Bereiche des Ethnologischen und des Asiatischen Museums als Depot weitergenutzt werden. Die Freie Universität, die von Anfang an in die Überlegungen zur Nachnutzung des – mittlerweile denkmalgeschützten – Museumskomplexes einbezogen war, habe großes Interesse signalisiert, so Parzinger, für Veranstaltungen, Bibliothek und eigene Sammlungen. Vom Tisch ist damit der zu Anfang der Idee Humboldt-Forum erwogene Abriss der Bauten, die stattdessen irgendwann einmal für viel Geld saniert werden müssen. Doch Konkretes ist derzeit nicht zu berichten.

Angesichts der vielen Baustellen gab es diesmal bei der Jahrespressekonferenz keinen Ausblick in eine ferne Zukunft, sondern Zufriedenheit über das Erreichte. Das betrifft die Besucherzahlen der Museen und, durch sie generiert, die Eigeneinnahmen. Die Sorge aufgrund der Schließung etwa der Neuen Nationalgalerie oder des Publikumsmagneten Pergamon-Altar erwies sich als unbegründet: 3,8 Millionen Besucher konnten die Staatlichen Museen 2015 insgesamt zählen, bei nur ganz leichtem Rückgang gegenüber dem Vorjahr. Entscheidend dafür, hob Museums-Generaldirektor Michael Eissenhauer hervor, waren die zugkräftigen Sonderausstellungen wie zuletzt „Botticelli Renaissance“ in der Gemäldegalerie mit 190000 Schaulustigen. Insgesamt verzeichneten die Häuser am Kulturforum 485000 Besucher – wie diese beachtliche Zahl im Alltag so wenig sichtbar ist, bleibt ein Rätsel.

Jedenfalls flossen aus den Museen insgesamt 29 Millionen Euro Einnahmen in den Haushalt der SPK. Der teilt sich 2016 auf in den allein vom Bund aufgebrachten Bauhaushalt von 106 Millionen Euro und den Betriebshaushalt von 183 Millionen Euro. In letzteren gehen die Eigeneinnahmen ein sowie teilweise die Drittmittel, bei denen die SPK mit ihrem in zahllosen Förderanträgen gestählten Präsidenten im abgelaufenen Jahr einen Rekord von knapp 36 Millionen Euro gleich 23 Prozent Zuwachs verbuchen konnten. Geld- und Sachspenden sowie Sponsoring erbrachten 3,75 Millionen Euro – eine im internationalen Vergleich wahrlich magere Zahl.

Sorgen bereiten die gestiegenen Personalkosten, wobei neben Tarifanhebungen auch das Mindestlohngesetz erwähnt wird. Zar zahlen Bund und Länder – darunter besonders das Sitzland Berlin – 7,25 Millionen mehr als im Vorjahr, doch den tatsächlichen Mehrbedarf beziffert Parzinger auf 12,75 Millionen, und für 2017 bereits bis zu 17 Millionen Euro: „Wir sind im Gespräch.“

Schönes zum Schluss: Der Ausstellungshöhepunkt des neuen Jahres wird im Hochsommer erreicht, mit  „El Siglo de Oro. Die Ära Velázquez“ in der Gemäldegalerie, unterstützt durch ein Begleitprogramm, bei dem insbesondere das Ibero-Amerikanische Institut der SPK zum Zuge kommt. Nie zuvor, schwärmte Eissenhauer, seien so viele hochkarätige Leihgaben zur spanischen Kunst des 17. Jahrhunderts bewilligt worden. Zudem werden Skulpturen gezeigt, darunter die „Mater Dolorosa“ des Pedro Roldán als stolzer Eigenbesitz. Zur selben Zeit wird im Hamburger Bahnhof die Installation „Das Kapital“ von Joseph Beuys vorgeführt, die der Sammler Erich Marx eigens für das künftige „M20“ erworben hat.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false