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Kultur: Stiftungs-Präsident Klaus-Dieter Lehmann über die neuen Pläne für die Berliner Museumsinsel

Klaus-Dieter Lehmann ist Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Mit ihm sprach Moritz Schuller.

Klaus-Dieter Lehmann ist Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Mit ihm sprach Moritz Schuller.

Die Museumsinsel wird für zehn Jahre saniert. Hat es da Sinn, schon über die Zeit danach zu reden, wie es der Generaldirektor der Staatlichen Museen, Peter-Klaus Schuster, tut?

Es geht um die klare Ausrichtung der drei Standorte Museumsinsel, Kulturforum und Dahlem. Die Logik dieser Ausrichtung ist noch einmal deutlich geworden, das ist zunächst ein Gewinn. Dass die Pläne zu diesem Zeitpunkt an die Öffentlichkeit gekommen sind, hat zwei Gründe. Zum einen mussten sie erst intern diskutiert werden. Zum anderen müssen auch die Prozesse, die nach Abschluss des Masterplans einsetzen sollen, frühzeitig angekündigt werden. Nur so entsteht ein Bewusstsein bei Politik und den Unterhaltsträgern für die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten. Diese Prozesse benötigen Zeit, weil sie immer auch Geld kosten.

Ist der gegenwärtige Masterplan denn finanziell abgesichert?

Wir steigen schon im nächsten Jahr mit 200 Millionen Mark ein. Das liegt sehr deutlich über dem, was wir in der Vergangenheit hatten. Und: Wenn Bundeskanzler und Regierender Bürgermeister öffentlich verkünden, dass dieser Masterplan kulturpolitische Priorität besitzt und für zehn Jahre finanziert wird, dann ist das mehr, als ich mir noch Anfang des Jahres erhofft hatte. Es muss aber auch das Signal gesetzt werden, dass danach eine weitere Phase beginnt und der Bauetat nicht einfach auf Null heruntergefahren werden darf.

Es ist von einer engeren Anbindung der Museumsinsel an die Humboldt-Universität die Rede. Wie soll die aussehen?

Schusters Äußerungen beschreiben zunächst die zukünftige Struktur. Die Museumsinsel ist über das Kasernengelände in einem Bogen mit der Humboldt-Universität und der Staatsbibliothek verbunden. In diesem Areal muss ein hochwertiges wissenschaftliches Quartier geschaffen werden, anders macht es keinen Sinn.

Bestehen schon konkrete Pläne für eine institutionelle Verknüpfung?

Nein, das muss auch gar nicht institutionell angebunden werden. Zunächst ist eine inhaltliche Klärung darüber notwendig, wie ein solches Konzept aussehen kann. Wie man das Konzept institutionell umsetzt, klären wir dann. Ich kann mir verschiedene Modelle vorstellen: Es kann der Humboldt-Universität angeschlossen werden, als GmbH oder unter dem Dach der Stiftung organisiert werden.

Verträgt sich dieser akademische Ansatz denn mit dem geplanten Rundgang für ein Massenpublikum?

Sicher. Bedenken Sie, die Berliner Tradition hat schon immer Forschung und Museum verknüpft. Wir müssen aber auch dem Tourismus gerecht werden. Das werden wir mit einem Angebot von ausgesuchten Rundgängen tun.

Wegen der Raumnot auf der Museumsinsel ist neben der Kaserne auch der Schlossplatz als Ausweichstandort genannt worden. Ist das denn realistisch?

Nein. Den Eingang zur Museumsinsel muss das Alte Museum bilden. Sonst stimmen die Systematik und die Abfolge auch nicht. Am Schlossplatz haben wir kein Interesse.

Die Gemäldegalerie soll auf die Museumsinsel umziehen. Besteht nicht die Gefahr, dass das Kulturforum so noch weiter verödet?

Der Umzug der Gemäldegalerie ist eine Frage der Systematik. Dass wir unabhängig davon für das Kulturforum eine wesentlich stärkere Marketing-Konzeption entwickeln müssen, ist unbestritten. Es gibt auch schon Gespräche mit den Anrainern am Potsdamer Platz über eine gemeinsame Werbeaktion. Wir wollen Berührungsängste abbauen. Um das deutlich zu machen, wird das Kulturforum auch umbenannt werden und künftig "Kulturforum am Potsdamer Platz" heißen.

Die Neue Nationalgalerie soll ausschließlich für wechselnde Ausstellungen genutzt werden. Der ehemalige Generaldirektor der Staatlichen Museen, Wolf-Dieter Dube, befürchtet jedoch, dass in Zukunft die Nachfrage nach Groß-Ausstellungen sinkt.

Bis jetzt sprechen die Erfahrungen dagegen. Wir haben den Eindruck, dass durch die Bilderflut, die über Computer und Internet angeboten wird, das Original in seiner Einzigartigkeit eher höher geschätzt wird. Der Zulauf zu großen Ausstellungen ist ungebrochen.

Was bedeutet die Konzentrierung auf die drei großen Standorte für die Museen am Charlottenburger Schloss?

Die Berggruen-Ausstellung bleibt im Stüler-Bau, und alles spricht dafür, dass das "Centrum für Photographie" den ursprünglichen Standort des Ägyptischen Museums einnehmen wird. Dann wäre der Charlottenburger Standort mit zwei wirklich herausragenden Museen bestückt.

Die Museumsinsel wird für zehn Jahre saniert.

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