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Kultur: Stille für Stadtbewohner

Arbeiten der Landschaftsarchitektin Regina Poly in der Berliner Galerie Aedes EastVON CLAUS KÄPPLINGERMit neuem Selbstbewußtsein treten Berliner Landschaftsarchitekten zunehmend an die Öffentlichkeit.Die Dienstleister für das Grün in und um den Bau, die lange Zeit im Schatten der Architekten arbeiteten, melden ihren Anspruch auf Gleichberechtigung und -beachtung bei der Gestaltung des urbanen Raumes an.

Arbeiten der Landschaftsarchitektin Regina Poly in der Berliner Galerie Aedes EastVON CLAUS KÄPPLINGERMit neuem Selbstbewußtsein treten Berliner Landschaftsarchitekten zunehmend an die Öffentlichkeit.Die Dienstleister für das Grün in und um den Bau, die lange Zeit im Schatten der Architekten arbeiteten, melden ihren Anspruch auf Gleichberechtigung und -beachtung bei der Gestaltung des urbanen Raumes an.Sie wollen sich nicht mehr mit Grünflächen und Ökologie allein begnügen, sondern präsentieren ihre Arbeit als eigenständige urbanistische Diziplin, die über Soziabilität und Kultur auf eine neue, durchaus auch sehr ästhetische Gestaltung und Wahrnehmung von Stadt zielt. Grün ist dabei nur mehr ein Teil ihres Werkes, das längst auch in Stein und Asphalt gestaltete Räume und Objekte einschließt.Die derzeit in der Galerie Aedes East präsentierte Werkschau der Landschaftsarchitektin Regina Poly ist deshalb durchaus als ein Teil einer Bewegung zu verstehen, die im letzten Jahr mit mehreren Büchern und der ersten Übersicht von Landschaftsarchitekten in der renommierten Architekturgalerie die ihnen bislang zugewiesenen Reservate verließ. Fast mag man es so schon programmatisch nennen, daß sich das µuvre von Poly sowohl dort als auch in der soeben erschienenen Monographie fast nur in Schwarz-Weiß präsentiert und damit sehr im Gegensatz zu den früher sehr bunten Zeichnungen der Landschaftsarchitektur steht.Auf Strukturen, vegetabile und architektonische Geometrie und Textur zielt denn auch ihre Arbeit.Die Mittfünfzigerin, die als Quereinsteigerin über Architektur und Städtebau, über die Lehre von O.M.Ungers an der TU Berlin und autodidaktische Studien arabischer, französischer und japanischer Gärten zur Landschaftsarchitektur kam, stellt die Natur ganz in den Dienste der städtischen Bevölkerung und ihrer Wahrnehmung.So sind es vornehmlich die zahlreichen Zwischenräume der Stadt, die Plätze, Höfe und Hausspalten, denen sie sich zuwendet und eigene physische Präsenz abgewinnt. Zurückhaltend und gleichwohl einnehmend sind ihre Arbeiten, die sich in der südlichen Friedrichstadt konzentrieren, aber auch auf Großsiedlungen und darüberhinaus Stadtplätze in Italien oder Brandenburg erstrecken.Nichts Spektakuläres, nichts Aufgeregtes begegnet einem dort, sondern vor allem - Stille. Selbstbeschränkung ist ihre Haltung, Diagonale und Kreis sind wiederkehrende Kompositionselemente.Es sind Orte unter dem wechselnden Tageslicht der Jahreszeiten, die Regina Poly den streßgeplagten Stadtbewohnern anbietet; Orte auch, die im Winter häufig eine noch eindringlichere Wirkung als während der Vegetationsperiode entfalten. Aedes East (kleiner Saal), Hackesche Höfe, Rosenthaler Str.40/41, bis 17.Mai. Regina Poly: Plätze, Innenhöfe, Parkanlagen 1985 - 1998.Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln 1998, 68 DM.

CLAUS KÄPPLINGER

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