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Kultur: Stimme allein

Eine Aperghis-Performance im Studio der Staatsoper.

Was für John Cage „the activity of sound“ ist, das lebt Georges Aperghis in seinen „Récitations“ aus. Der Komponist aus Athen, international gern zusammen mit dem stilbildenden Amerikaner, mit Kagel, Berio, Schnebel genannt, ist hierzulande fast unbekannt geblieben. Rechtens sieht die Staatsoper die Zeit gekommen, ihn in dem Festival „Infektion!“ für ihre Bühne zu entdecken und auch seine Oper „Rotkäppchen“ anzukündigen.

Wie Yannis Xenakis sucht Aperghis sein Glück in Paris, wo er sich 1963 im Alter von 18 Jahren niederlässt. Geprägt von seinen Eltern, die beide bildende Künstler waren, lernt er dort die moderne Musikentwicklung kennen.

In der Werkstatt des Schiller-Theaters wird aus den „Récitations“ ein putziger, sehr gefeierter Premierenabend. Es sind 14 Etüden „pour voix seule“, flüchtige mentale Porträts, wie der Komponist sagt. Die Performance der Sängerin solle das sein, was die Partitur aus ihr macht. Die besteht aus einer hoch-virtuosen Folge von technischen Hindernissen, die Lebenskampf, Atemnot, Probleme des Alltags ausdrücken. Es bedürfte eines Stimmphänomens à la Berberian oder Donatienne Michel-Dansac, von der die erste Live-Einspielung stammt. Die junge Uta Buchheister ist ein solches Zentrum noch nicht. Daher verliert die Aufführung an kompositorischem Eigenton, wie er in der Musik von Aperghis mit ihrem französischen Duktus durchaus zu finden ist. Sie wird hier durch Pausen um etwa die Hälfte verlängert und zu einer theatralischen Studie über das Theaterinventar, den Raum (Annika Haller) mit seiner Technik, Kabeln, Feuerlöschern und angepassten Unfällen. Gleich einer verzweifelten Frau Clown mit stolzen Kulleraugen und unverzichtbarem Damentäschchen beherrscht Uta Buchheister uns, das brave Publikum, dessen Sitzreihen sie nach Belieben herumschiebt. Dass die sehr intensive Darstellerin gleichsam ohne Selbstbestimmung agiert, getrieben von ihren Tönen, hat Elisabeth Stöppler mit Fantasie für eine historische Avantgarde inszeniert. Wie 2010 in Dresden Henzes letzte Oper, in der es um „das Fräulein Gisela“ ging. Sybill Mahlke

Wieder am 26., 27., 29. und 30. Juni

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