zum Hauptinhalt

Kultur: Stolpern zum Glück

THEATER

Von Sandra Luzina

„Es gibt nur ein Hindernis zum Glücklichsein: das Leben.“ Das erkannte schon Woody Allen. Der hat zwar nicht Pate gestanden für Das Glücksprojekt der Schweizer Gruppe Triptychon2 in den Sophiensälen , doch Regisseur Gian Manuel Raue räumt mit manchem Missverständnis auf wie dem, dass alle Menschen nach Glück streben. Der Abend ist eine Revanche an der grassierenden Ratgeberliteratur und deren Einflüsterungen: Glück ist machbar und easy!

Wenn man Glück als Konzept eines gelungenen Lebens versteht, dann sind die Schauspieler nicht ins Gelingen verliebt. Ins grandiose Scheitern sind sie aber auch nicht vernarrt. Mit bloßen Füssen stolpern sie auf die Bühne, in ihren weiten Leinengewändern sehen sie beileibe nicht wie Glückskinder aus. Der Abend kokettiert mit kindlicher Unbeholfenheit, doch die versammelten Tolpatschigkeiten mag man nicht zum philosophischen Missgeschick adeln. Angestrengt rütteln sie an einer Tür, die öffnet sich von selbst, als die Glückssucher endlich loslassen. So verhält es sich auch mit dem Glück, will uns Regisseur Rau zurufen.

Die Texte, die die Gruppe in Improvisationen erarbeitet hat, handeln von Denkfehlern und Fehlhaltungen. Auch literarische Kronzeugen werden bemüht, von Kleist über Turgenew bis zum amerikanischen Kultautor David Foster Wallace. Doch die Textpassagen sind nicht wirklich gestaltet und verflüchtigen sich ins Ungefähre. „Jetzt habe ich wahrscheinlich wieder den richtigen Moment verpasst“, lautet die Schlusserkenntnis. Nicht übel, für den Anfang. Doch den Anwehungen von Tristesse mag man nicht das Signum der profunden und denkfreudigen Melancholie verleihen (wieder 17.-20. Juli, jeweils 21 Uhr).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false