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Kultur: Stolpersteine

Bleibt Philipp Oswalt Bauhaus-Chef in Dessau?

Für Philipp Oswalt wird es heute eng. Der Stiftungsrat des Dessauer Bauhauses tagt an diesem Freitag um 10 Uhr, um über seine Vertragsverlängerung als Stiftungsdirektor zu entscheiden. Dann erweist sich, ob der Berliner Architekturtheoretiker weitere fünf Jahre bleiben darf oder ob es zum 1. März eine Neuberufung gibt. Für die Landesregierung, die mit drei Vertretern im siebenköpfigen Gremium vertreten ist, ist der Fall klar: Sie will den engagierten Publizisten mit einer derzeit ruhenden Professur an der Kunsthochschule Kassel nicht weiter auf dem Posten haben und lehnt eine zweite Amtszeit ab, wie sie üblich ist, wenn gegen den Amtsträger nichts Gravierendes vorliegt.

Was sich Oswalt hat zuschulden kommen lassen, darüber schießen seit einiger Zeit in Sachsen-Anhalt die Vermutungen ins Kraut. Denn die offizielle Begründung von Kulturminister Stephan Dorgerloh (SPD) überzeugt jedenfalls nicht. Er führt ins Feld, dass die Position frisch besetzt werden müsse, damit es im Vorfeld des großen Bauhaus-Jubiläums 2019 keinen Amtswechsel gebe. Doch die Argumentation hinkt, denn schließlich wurde auch Oswalt im Jahr des 90-jährigen Bestehens nach Dessau geholt und rettete das Bauhaus vor einer Blamage, wie sich im Nachhinein erwies. Sein glückloser Vorgänger Omar Akbar hatte kaum etwas für den Termin vorbereitet, Oswalt machte mit seinem schnell organisierten Programm trotzdem gute Figur. Mag sein, dass ihn deshalb der Dessauer Bürgermeister am liebsten behalten würde, wie er im Vorfeld der heutigen Sitzung bekundete. Gemeinsam mit dem Wirtschaftsdezernenten vertritt er die Stadt; der Bund entsendet weitere zwei Vertreter ins Gremium. Da eine einfache Mehrheit entscheidet, sind die Stimmen von Bund und Stadt von großer Relevanz.

An Oswalts Verdiensten lässt auch Kultusminister Dorgerloh keinen Zweifel, vielmehr scheint sich der umstrittene Bauhaus-Direktor auf dem politischen Parkett verstolpert zu haben. So vermutet er selbst, dass sein in diesem Jahr erschienenes Buch „Raumpioniere in ländlichen Regionen – Neue Wege der Daseinsversorgung“ für Missstimmung gesorgt haben könnte. Hier hatte Oswalt, der sich schon mit seinem Forschungsprojekt „Shrinking Cities“ einen Namen gemacht hatte, deutliche Defizite im Bundesland aufgezeigt. Oder könnte es eine anvisierte Klage gegen das Berliner Bauhaus-Archiv sein, da sich Dessau für Motive der Dessauer Bauhaus-Zeit stets die Rechte einholen muss? Bislang wurde allerdings nur ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.

Am Berliner Bauhaus hielt man sich mit Kommentaren zu dem Fall zurück. Schließlich geht auf Oswalts Initiative die Zusammenarbeit aller drei Bauhaus-Städte Berlin-Dessau-Weimar zurück. Mit ihm als Lokomotive war man für das Jubiläum bereits auf gutem Weg. Dass die drei Städte zugleich Konkurrenten sind, bleibt davon unberührt. Ob auch Oswalt 2019 noch mitfeiert, das wird sich heute erweisen. Nicola Kuhn

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