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Kultur: Streik der Piloten: "Es soll kein Keil durch die Belegschaft getrieben werden" - Betriebsratschef Liebetrau über Neid und das Verhalten der Piloten

Roland Berger (63) ist Unternehmensberater in München und ein Kenner des Lufthansa-Konzerns. Herr Berger, Sie kennen den Lufthansa-Konzern seit vielen Jahren.

Roland Berger (63) ist Unternehmensberater in München und ein Kenner des Lufthansa-Konzerns.

Herr Berger, Sie kennen den Lufthansa-Konzern seit vielen Jahren. Finden Sie die Forderungen der Piloten noch angemessen?

Kein anderer Arbeitnehmer in Deutschland würde solche Gehaltsforderungen stellen.

Der Lufthansa-Tarifstreit ist kein Streit klassischer Kontrahenten. Welches Verantwortungsbewusstsein muss man Piloten abverlangen dürfen?

Ein außerordentlich hohes Maß an Verantwortung. Sie sind privilegierte Mitarbeiter und haben mithin eine Vorbildfunktion. Und es sind die Piloten, die im Wesentlichen für die Kundenzufriedenheit, allen voran für die Sicherheit der Passagiere verantwortlich sind. Das Image, der Ruf der Lufthansa liegt in ihrer Hand. Aber sie müssen auch das wirtschaftliche Wohl des Konzerns im Auge behalten. In einem Wachstumsmarkt, in dem die Lufthansa sich zu behaupten hat, müssen die Mittel für Investitionen in die Zukunft gesichert bleiben.

Ist der Betriebsfriede bei solchen Forderungen noch gewährleistet?

Natürlich nicht. Alle anderen Mitarbeiter würden sich doch düpiert fühlen, würden die Forderungen nur annähernd erfüllt.

Vielleicht hat der strenge Blick auf die Kosten das Management zu sehr abgelenkt, so dass man die Vorstellungen der Piloten nicht rechtzeitig erkannt hat?

Das glaube ich nicht. Natürlich muss das Management auf Produktivität und Stückkosten achten. Die Lufthansa agiert im globalen Wettbewerb, und das vom Standort Deutschland aus - mit seinen hohen Lohn- und Sozialkosten.

Wäre eine Gewinnbeteiligung sinnvoll?

Sicher. Piloten sind keine einfachen Arbeitnehmer. Und doch bekommen sie noch heute jede Überstunde bezahlt. Es wäre sinnvoller, sie am Erfolg der Firma zu beteiligen - auch durch Aktien zu Vorzugskonditionen.

Hinter dem Streik steht die Frage der Wertigkeit von Arbeit. Nach welchen Kriterien ist der Stellenwert von Arbeit zu beurteilen?

Es zählen erstens die Qualität der Leistung für die Kunden, zweitens die Wettbewerbsfähigkeit des Preises für die angebotene Dienstleistung, und drittens ist Arbeit lediglich einer der Produktionsfaktoren. Das heißt auf die Lufthansa übertragen: Die Pilotengehälter dürfen nicht dazu führen, dass Unternehmenswert vernichtet wird.

Ist der Streik noch das richtige Mittel, um Gehaltsforderungen zu realisieren?

Dieser Streik ist weder der Situation noch dem Zeitpunkt angemessen. Derartige Lohnforderungen sind in einer Situation, in der Deutschland vielleicht an einer Rezession vorbeischrammt, nicht zu verantworten. Werden die Forderungen nur annähernd durchgesetzt, gefährdet dies Arbeitsplätze und schädigt die Aktionäre. Der erwartete Gewinn für dieses Jahr würde um ein Drittel niedriger ausfallen.

Herr Berger[Sie kennen den Lufthansa-Konzern seit]

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