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Kultur: Süchtig nach der Superpower

Horror, weihnachtsfern: Renny Harlins „Der Pakt“

Der kürzeste Weg zur Party führt mit einem kühnen Sprung über die Hundertmeterklippe zum Strand. „Das sind die Söhne von Ipswich“, raunt es durch die Teenagermenge, als die vier Kerle in „Der Pakt“ die Fete entern. Allesamt, so will es die Legende, sind sie Nachfahren der Gründerväter, die sich im 17.Jahrhundert zur Zeit der Hexenverfolgung in Neuengland ansiedelten und geschworen haben, das Geheimnis ihrer übernatürlichen Kräfte zu wahren. Ziemlich viel verlangt von Pubertierenden – schließlich lässt sich mit Magie das eigene Imponiergehabe erheblich steigern.

Andererseits: Die Ausübung der Zauberkräfte macht süchtig – und führt nach einer Weile zur kompletten Auszehrung des Wirtskörpers. „Das kann man“, raunt nunmehr Produzent Tom Rosenberg im Presseheft, „als Metapher für viele Dinge sehen.“ Er spricht von Drogen, auch vom jugendlichen Gefühl der Unverwundbarkeit. Von Sex und Aids spricht er nicht. Dabei drängt sich die Analogie zu jenen erwachenden Kräften, deren besonnenen Einsatz die Erwachsenen anmahnen, förmlich auf. Während seine Freunde ihr Talent zum Hokuspokus dazu nutzen, die Röcke der Mitschülerinnen zu lüpfen, bedient sich der vernunftbetonte Hauptheld Caleb (Steven Strait) seiner übersinnlichen Fähigkeiten allenfalls, um einen gewalttätigen Streit zu schlichten. Schließlich hat der Vater am eigenen Leib erfahren, wohin die Sucht nach der Superpower führen kann – und verbringt nun den vorgezogenen Ruhestand als lebende Mumie im malerisch verstaubten Landsitz der Familie.

Alles geht seinen fantastischen Gang, bis sich eines Tages der zwielichtige Chase (Sebastian Stan) im örtlichen Elite-College einschreibt, der seine Geheimkräfte für weniger humanitäre Zwecke einsetzt. Zwischen High-School-Horror und Fantasythriller hängt Regieroutinier Renny Harlin sein Zielgruppenspektakel auf und bedient dienstbeflissen die Klischees beider Genres. Doch die Anbiederung will nicht so recht gelingen. Zu offensichtlich der Versuch, durch hippe Designerhelden und digitale Effekthascherei dem jugendlichen Publikum den wertkonservativen Subtext unterzujubeln.

In elf Berliner Kinos, OV im Cinestar Sony-Center

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