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Kultur: Südliches Licht

Das Scharoun-Ensemble musiziert in St. Matthäus.

Nirgendwo in der Musikmetropole Berlin liegen Genuss und Missvergnügen so dicht beieinander: Das Kulturforum dürfte weltweit die einzige städtebauliche Brache mit sieben Konzertsälen sein. Neben Scharouns Schöpfungen – Philharmonie, Kammermusiksaal, Otto-Braun-Saal der Staatsbibliothek, Curt-Sachs-Saal im Musikinstrumentenmuseum – haben wiederholt auch die Hallen von Neuer Nationalgalerie und Gemäldegalerie ihre Eignung als inspirierende Klangräume unter Beweis gestellt. Und dann gibt es da noch, im Herzen des urbanen Ensembles, die Matthäikirche. Außen oberitalienische Romanik, innen weiße Schmucklosigkeit, neutral fast – oder: offen für alles.

Mit nachbarschaftlicher Sympathie hat das Scharoun-Ensemble der Berliner Philharmoniker den Sakralbau für sich entdeckt und veranstaltet hier jetzt die „Matthäusmusik“. Prokofjews „Ouvertüre über hebräische Themen“ ist zu Beginn ein Gruß an Micha Ullmann, dem der donnerstägliche Benefizabend gewidmet ist. Es geht um die Finanzierung seiner Skulptur „Stufen“, die ab 2013 die Kirche zieren soll. Das sechsstimmige Ricercare aus Bachs „Musikalischem Opfer“ setzt einen protestantischen Gegenakzent.

Beglückend wird aber dieser Dezemberabend durch zwei Stücke, die südliches Licht verbreiten: Sinnlich und leidenschaftlich entfaltet sich Hans Werner Henzes „Quattro Fantasie“ von 1958, als wären es intime Tagebuchnotizen des kurz zuvor nach Italien übersiedelten Komponisten. Und Felix Mendelssohn- Bartholdys Oktett lassen die Scharoun- Musiker in seiner ganzen sinfonisch gedachten Klangfarbenpracht erstrahlen – so wie es eben nur gewiefte Orchesterprofis können. Frederik Hanssen

Weitere Abende in der Reihe Matthäus- Musik am 11. Februar sowie 24. April.

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