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Wird sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen: Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Suhrkamp Verlag wird AG: Sanierung in Sicht

Wird alles besser - und bleibt vieles beim Alten: Suhrkamp hat die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft vollzogen und die Ströhers als Aktionäre ins Verlagsboot geholt. Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück, Jonathan Landgrebe wird alleiniger Vorstand.

Es kann jetzt alles nur besser werden beim Suhrkamp Verlag. Nachdem Ende des vergangenen Jahres das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe grünes Licht für die Umwandlung des Verlags von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft gegeben hat, meldet Suhrkamp nun Vollzug – und teilt die damit im Zusammenhang stehenden Personalien mit. Die vermeintlich spektakulärste: Verlegerin Ulla-Unseld Berkéwicz zieht sich aus dem operativen Geschäft zurück. „Die Krisen sind gemeistert, die Gefahr ist vorüber, die Nachfolge geregelt, das Versprechen, das ich Siegfried Unseld gegeben habe, erfüllt“, sagte sie der „Zeit“. Und fügte an, dass sie eigentlich schon mit dem Umzug nach Berlin ihre Verlegerinnenrolle hatte aufgeben wollen, die Umstände, also der ewige Kampf mit Barlach, das aber nicht zugelassen hätten. Retterinehre, wem Retterinehre gebührt also. Die wichtigste, wenn gleich wenig überraschende Personalie aber dürfte neben der Ernennung von Jonathan Landgrebe als alleinigem Vorstand der Suhrkamp AG sein, dass die Familie Ströher als Aktionärin einsteigt. Die Darmstädter Wella-Erbin und Kunstsammlerin Sylvia Ströher und ihr Mann Ulrich hatten schon die Honorarzahlungen der Autoren während der Suhrkamp-Insolvenz übernommen, waren oft als potentielle Investoren genannt und von Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz auch favorisiert worden. Sie gelten als edelmütig, kunst-und literaturbegeistert und haben kein pekuniäres Interesse.

Suhrkamp-Aktionärin Sylvia Ströher: "Wir nehmen keinen Einfluss auf die Suhrkamp-Verlagspolitik"

Genau in diesem Sinn hat sich Sylvia Ströher auch zu ihrer „mit keiner Dividendenerwartung“ verbundenen Beteiligung geäußert: „Unser Engagement ist unbefristet und dient der weiteren Zukunftsfähigkeit des Verlags. Eine Einflussnahme auf die Verlagspolitik ist nicht Gegenstand unser Vereinbarung.“ Vereinbart aber wurde eine „vertragliche Bündelung“ der Aktien-Stimmrechte, damit die Siegfried und Ulla Unseld Familienstiftung wie gehabt die Geschicke des Verlags lenken und der jahrelange Widersacher und einstige Minderheitsgesellschafter Hans Barlach mit seinen vermutlich nurmehr 25-prozentigen Aktienanteil nicht mehr querschlägern kann. Verlegerin Ulla-Unseld Berkéwicz bleibt dem Verlag natürlich erhalten. Sie wechselt in den Aufsichtsrat, in dem dann auch Sylvia Ströher und eine weitere, noch nicht benannte Person sitzen werden. Und Jonathan Landgrebe, den man bisher eher als Ökonom kannte, denn als literarischer Verleger - er war einer der drei bisherigen Geschäftsführer neben Thomas Sparr und Unseld-Berkéwicz - bekommt ein sogenanntes Geschäftsleitungsgremium zur Seite gestellt. Dieses besteht gleichfalls aus alten Suhrkamp-Fahrensleuten, unter anderem Cheflektor Raimund Fellinger und Pressechefin Tanja Postpischil.

Unseld-Berkéwicz bezeichnet die Marke des Verlags als "heil und stärker denn je"

Alte Besen kehren vielleicht auch noch gut, könnte man also gehässig sagen, personelle Neuerungen nicht in Sicht. Andererseits waren die Suhrkamp-Programme selbst in den zwei schweren letzten Jahren durchweg von hoher Qualität. Dass der Berliner Verlag am Abgrund stand, merkte man in dieser Hinsicht nie. Nicht ganz zu Unrecht bezeichnet Unseld-Berkéwicz die Marke des Verlags als "heil und stärker denn je". Ein Verlag besteht eben nicht nur aus einer Leitung, einer herausragenden Verlegerpersönlichkeit, sondern aus der Summe seiner Mitarbeiter und ihrer Kreativität. Und mit den stillen Ströhers geht dann womöglich sogar ökonomisch nichts mehr schief.

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