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Auf der Neustartbahn. Gleich fliegt er wieder – Henry Cavill als Superman. Foto: Warner

© epd

Superman-Film: "Man of Steel": Vom Himmel hoch: Zack Snyder erfindet Superman neu

Kino-Held Superman war in die Jahre gekommen. Jetzt hat ihn Zack Snyder in „Man of Steel“ neu erfunden - mit Henry Cavill in der Hauptrolle.

Von Jörg Wunder

Es war absehbar, dass nach den Kinoerfolgen von „Avengers“, „Dark Knight“ und „Iron Man“ auch Superman, die älteste der ikonischen Superheldenfiguren, noch mal ins Rennen um die Zuschauergunst geschickt würde. Schließlich konnte keiner der „ernsthaften“ Versuche seit den späten Siebzigern, die Abenteuer des auf der Erde gestrandeten Kryptoniers zu verfilmen, begeistern. Trotz namhafter Regisseure wie Richard Lester und Richard Donner und gut aufgelegter Schurkendarsteller wie Gene Hackman oder Terence Stamp enttäuschten die vier zwischen 1978 und 1987 entstandenen Superman- Filme schon wegen der unausgereiften Tricktechnik: Allzu deutlich wackelte der tapfere Christopher Reeve, wenn er bei seinen Flugszenen an wegretuschierten Drähten hing, während sein Cape von Windmaschinen in Form gepustet wurde. Bryan Singers „Superman Returns“ aus dem Jahr 2006 hatte zwar tricktechnisch mächtig draufgesattelt, lahmte aber an der kruden Idee, inhaltlich an den damals 26 Jahre alten „Superman II“ anzuknüpfen – für Neueinsteiger wenig ansprechend. Höchste Zeit also für einen kompletten Neustart.

„Man of Steel“ erzählt die ganze Geschichte von vorn: Wie der Planet Krypton untergeht und der Wissenschaftler Jor-El (Russell Crowe) in letzter Sekunde seinen neugeborenen Sohn ins Raumschiff mit Ziel Erde setzt. Wie der Alien-Jüngling bei einem Farmerpaar (Kevin Costner, Diane Lane) im Mittleren Westen aufwächst und seine Kräfte verborgen hält, obwohl er den Schulhof-Bullys gern Superbackpfeifen verpassen würde. Wie er ans Licht der Öffentlichkeit treten muss, um seinen Wahlheimatplaneten gegen weitere superstarke Exil-Kryptonier um den grimmigen General Zod (Michael Shannon) zu verteidigen.

Regisseur Zack Snyder („300“) lässt es ordentlich krachen – unter anderem mit Raumschiffschlachten, explodierenden Planeten und kollabierenden Bohrinseln. Man sieht dem 143-minütigen Actionspektakel an, wohin der Löwenanteil der 225 Millionen Dollar Produktionskosten geflossen ist. Viel Sorgfalt verwendet er auf die Visualisierung der kryptonischen Hyperzivilisation, wo ihm betörende Bilder fremdartiger Alien-Technologie gelingen. Beim Showdown wird das fiktive Metropolis noch rabiater zerlegt als New York bei den „Avengers“. Doch die fast dreiviertelstündige Effekteorgie ist so ermüdend wie ein Porno in Spielfilmlänge.

Der eigentliche Schwachpunkt ist aber die Hauptfigur: Supermans Kräfte sind ohne Maßstab, seine Unverwundbarkeit lässt wenig Raum für Empathie. Die Romanze mit der allzu irdischen Reporterin Lois Lane (Amy Adams) wirkt aufgepfropft, obwohl sie integraler Bestandteil der Comic-Heldenvita ist. Der Brite Henry Cavill ist zudem ein physisch präsenter, aber mimisch eher limitierter Hauptdarsteller. Wenn er mit den Kieferknochen mahlt, um innere Konflikte zu verdeutlichen, wird aus dem Mann aus Stahl eher ein hölzerner.

Allerdings wäre es ungerecht, den unbefriedigenden Gesamteindruck nur ihm anzulasten, denn auch Snyder liefert vier Jahre nach seiner viel besseren Comic- Adaption „Watchmen“ kein Meisterwerk ab. Zwischen unmotivierten Rückblenden und Actionsequenzen findet er keinen Rhythmus. Zudem verpasst er es, wirklich spannende Fragen durchzuspielen – etwa die, welche Auswirkungen die Existenz eines mit gottgleichen Fähigkeiten ausgestatteten Aliens auf die Menschheit hätte. Vielleicht ja ein Fall für das unvermeidliche Sequel.

In 20 Berliner Kinos; OV im Alhambra, Cineplex Spandau, Cinestar Event-Cinema und SonyCenter, Titania Palast

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