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Kultur: Susanna rennt

Es gibt Kritiker, die gut austeilen, aber nicht einstecken können. Sie sind angriffslustig, solange sie ungestört am Schreibtisch sitzen, aber sie fürchten sich vor der Konfrontation mit ihren Opfern.

Es gibt Kritiker, die gut austeilen, aber nicht einstecken können. Sie sind angriffslustig, solange sie ungestört am Schreibtisch sitzen, aber sie fürchten sich vor der Konfrontation mit ihren Opfern. Zum Glück sind nicht alle so. Anlässlich der 7. Ausgabe der österreichischen Filmzeitschrift „kolik.film“ ist die fünfköpfige Redaktion nach Berlin gekommen, um im Arsenal ihre Arbeit vorzustellen. Sie diskutiert mit Vertretern anderer Filmzeitschriften und erläutert ihr Selbstverständnis anhand von neuen Filmen wie Sang Sattawat – Syndromes and a Century , den der „Tropical Malady“-Regisseur Apichatpong Weerasethakul inszeniert hat (heute mit einer Einführung von „taz“-Redakteurin Christina Nord).

Ein Beitrag ist sogar einer Filmpublizistin gewidmet: In Die langen Ferien der Lotte H. Eisner (1979) porträtiert der Exil-Iraner Sohrab Shadid Saless die Frau, die mit der „Dämonischen Leinwand“ ein Standardwerk zum Weimarer Kino verfasste und von Werner Herzog vergöttert wurde (Sonntag, Einführung: Ralph Eue). Leider orientieren sich heute nur wenige an der robusten „Eisnerin“, für die nicht gute Regieabsichten, sondern ästhetische Brillanz zählte.

So viel Aufmerksamkeit wie das österreichische Kino hat das finnische nicht erhalten: Aki Kaurismäki wird da gern als Einzelgänger ohne Kontext bewertet. Gerecht ist das nicht. Der Bekanntheitsgrad einer Filmkultur hängt weniger von der Qualität als vom Marketing ab: Die Finnen scheinen sich darum wenig zu scheren. Eine kleine Werkschau des von Kaurismäki bewunderten Melodramatikers Teuvo Tulio fand hierzulande kein Echo, aber das Finnland-Institut gibt nicht auf und präsentiert bis zum 9. Mai Arbeiten von Frauen: Kirsi Liimatainen, Kiti Luostarinen, Heidi Köngäs und Susanna Salonen (Georgenstraße 24, Berlin-Mitte). Salonens Der Anfang war gut sorgt am Mittwoch für den guten Anfang. Die ehemalige Kamerafrau assistierte Tom Tykwer bei „Lola rennt“ und porträtiert in ihrem dritten Film ihre alleinerziehende, abenteuer- und reiselustige Mutter.

Vier Frauen – Christine Groß, Sophie Huber, Ute Schall, Tatjana Turanskyi – haben das Filmemacherinnen-Kollektiv Hangover Ltd. gegründet und stellen in der Volksbühne ihren Film Korleput vor, der in einem Bordell für Frauen spielt (Freitag). Hier wird Nostalgie großgeschrieben: Frauen des Typus Eva Hermann sehnen sich nach den großen Gefühlen von einst und sind bereit, dafür zu zahlen. Dagegen ist Bernhard Grzimeks Kein Platz für wilde Tiere (1956) ein Klassiker des patriarchalen Kinos – und der atemberaubenden Naturaufnahmen. Weiße Männer zeigen den schwarzen Wilden, wie man mit Tieren umgeht, und sorgen im Dschungel für Ordnung (Freitag bis Sonntag).

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