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SWINGAndrej Hermlin & Swing Dance Orchestra: Zeichen setzen

Andrej Hermlin ist ein Vollblutmusiker und ein politisch agierender Mensch dazu. Mit seinem neuen Programm „Bei mir bist du schoen – die Juden im Jazz“ kann er beide Seiten erstmals auch auf der Bühne verbinden.

Andrej Hermlin ist ein Vollblutmusiker und ein politisch agierender Mensch dazu. Mit seinem neuen Programm „Bei mir bist du schoen – die Juden im Jazz“ kann er beide Seiten erstmals auch auf der Bühne verbinden. Sein Swing Dance Orchestra spielt Originalarrangements aus den dreißiger und vierziger Jahren von jüdischen Musikern wie George Gershwin, Benny Goodman, Irving Berlin und Jerome Kern. Auch in Deutschland gab es in dieser Zeit „fernab aller Ufa-Seligkeit von Goebbels Gnaden“ eine andere Unterhaltungsmusik: die des Orchesters James Kok und des Swingorchesters des Jüdischen Kulturbundes, die nach 1933 einige Zeit weiter existierten.

Dem Bandchef geht es in dem Programm um zweierlei: „Ich möchte zeigen, wie wichtig Juden in der Entwicklung des Jazz waren. Andererseits wollen wir ein Zeichen setzen, angesichts des scheinbar wieder salonfähig gewordenen neuen Antisemitismus, der inzwischen auch aus der Mitte der Gesellschaft kommt.“

Wahre Raritäten entdeckte der bekennende Nostalgiker Hermlin auf alten sowjetischen Schallplatten mit den beiden damals führenden Orchesterchefs des Landes, Alexander Tsfasman und Leonid Utjossow. Ihre Lieder werden in russischer Sprache gesungen, während Henry de Winter zwei deutsche Titel zum Besten gibt. Nicht mehr vorhandene Noten wurden nach Gehör aufgeschrieben. „Eine Sisyphosarbeit“, erinnert sich Hermlin, „aber alles soll so authentisch klingen wie damals und auch so aussehen“, wozu die Maßkleidung der 30 Musiker beiträgt. „Das ist wie bei einem guten Essen: Fehlt eine Zutat, schmeckt das Ganze nicht.“

Heidi Jäger

Nikolaisaal, Do 27.12.,

20 Uhr, 30-36 €

Heidi Jäger

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