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Kultur: Symphonische Sympathisanten

Eine

von Rüdiger Schaper

Nicht schön, was den Berliner Symphonikern widerfahren ist. Der Berliner Senat strich die Förderung, nun müssen sie sich privatwirtschaftlich durchschlagen. Man weiß, dass dieses Orchester wichtige Jugendarbeit leistet, aber das half nichts. Die Symphoniker sprangen über die Subventionsklinge. Ihre jüngste Plakataktion richtet sich allerdings an ein erwachseneres Publikum. Eine Frau Bubach, ein Sopran, outet sich da als „SymphonikerSympathisantin“. Das Plakat für ein Benefizkonzert (gesehen in der U-Bahn) ist in dramatischem Schwarz-Weiß gehalten, Schriftzug und Körperhaltung spielen auf einschlägige Geiselbilder an: So wurden Gefangene der RAF damals der Öffentlichkeit präsentiert. Und der Name, ist es Zufall? Bubach, Buback? Siegfried Buback war Generalbundesanwalt. Er wurde im April 1977 in Karlsruhe von der Rote-Armee-Fraktion ermordet. Mit ihm starben sein Fahrer und ein Bewacher. In diesem Zusammenhang bekommt der alte Spruch „Wirb oder stirb“ eine etwas andere Bedeutung. Und passenderweise hat, mit großem medialen Getöse, in den Berliner „Kunstwerken“ gerade die so genannte RAF-Ausstellung eröffnet. Dort geht es, hart umkämpft, um das Thema Terror in der Kunst. Vor diesem Hintergrund wirkt das Symphoniker-Plakat besonders fies und geschmacklos. Es vermengt die Rolle von Opfer und Täter. Es verhöhnt die Erfahrungen vom Deutschen Herbst, mit all seinen gewalttätigen und hysterischen Auswüchsen. Mag man mit solchen Musikern sympathisieren? Mit einer Orchesterleitung, die Solidarität erzwingen will? Es berührt äußerst unangenehm, wenn Künstler derart privilegiert protestieren. Millionen Arbeitslose und von den Hartz-Reformen Betroffene haben diese Möglichkeit nicht. Künstler neigen zu Übertreibungen, wenn es ans Eingemachte geht, setzen drohende Einbußen gern mal mit dem Untergang des Abendlandes gleich. Geht’s nicht ein paar Takte kleiner?

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