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Szene aus Berlin Kreuzberg.

© dpa

Szenebezirk Berlin Kreuzberg: Es riecht nach Prenzlauer Berg

Stylisch unstylisch und mit dieser Sick-of-it-all-Attitüde: Das ist Kreuzberg, Berlins liebster Szenekiez. Der ist auch abseits der Oranienstraße hip, da wo sich gerade eine neue Kreuzberger Welt auftut - und die sieht ein bisschen aus wie Prenzlauer Berg.

Die Kollegin ist zunächst nicht so begeistert: „Schon wieder Kreuzberg“, stöhnt sie, „gehst du gar nicht mehr in Prenzlauer Berg aus?“ Das schon, aber Kreuzberg ist nun mal viel aufregender als Prenzlauer Berg, es macht viel mehr Spaß hier durch die Straßen zu stromern und zu schauen! Ob es allerdings wirklich etwas Neues in Kreuzberg gibt, das sei dahingestellt, zumindest wenn man mal wieder einen der Hotspots des Bezirks besucht, die Oranienstraße, und im oder besser: vor dem Bateau Ivre direkt am Eingang sitzt. Auf einem Premiumplatz also, in der Sonne im Übrigen, denn in kaum eine Straße, außer vielleicht die Sonnenallee, strahlt die tief stehende Sonne gegen sieben, halb acht Uhr so schön herein.

Erstaunlich ist, wer hier alles vorbeiläuft – und wie die Outfits der Menschen das Bild von Kreuzberg prägen. Prenzlauer Berg, Mitte, auch Schöneberg oder Wilmersdorf liegen in dieser Hinsicht auf völlig anderen Planeten. Betont stylish ist hier niemand. Eher betont unstylish, wenngleich jedes Tattoo und jedes Gesichtspiercing, jedes Sick-of-it-all, Biohazard- oder Noise-Addict-T-Shirt, jede schwarze Hose, jedes schwarze T-Shirt, jeder Turnschuh und jeder kaputte, aber mit einem festklebenden Band zusammengehaltene Schuh natürlich eigene Style-Signale aussendet. Punkrock, Hardcore, Straight Edge, Alternative, um es in popkulturelle Genres zu fassen. Ein wirklich sehr alter Schelm ist, wer meint, dass sich hier in den letzten 25, 30 Jahren nicht viel getan hat, dass das Oranienstraßen-Kreuzberg 2015 nicht so viel anders aussieht als das der späten achtziger Jahre. Außer, dass viel mehr Menschen auf den Straßen sind, um genauer zu sein: viel mehr Touristen, Szenetouristen, die sich hier quasi zu Hause fühlen.

Die neue Kreuzberger Welt eine Straße weiter

Allerdings braucht man nur eine Straße weiter zu gehen, in die Dresdner, um eine andere, neue Kreuzberger Welt zu sehen, die sich von der im Prenzlauer Berg nicht mehr so groß unterscheidet. Neben dem Würgeengel und dem Gorgonzola Club gibt es in der Dresdner inzwischen auch ein kleines koreanisches Restaurant sowie ein peruanisches, die Cevicheria. Gerade in Letzterer sitzen gleich ganz andere Menschen, viele junge Menschen, klar, das auch, aber doch mehr solche, deren Hintergrund mutmaßlich und dem Aussehen und Verhalten nach mehr in Mitte, Blankenese oder München zu verorten ist. Die auf Erlebnis-, Gastro-Erlebnis-Tour sind. Die lieber mal Ceviche, also rohen Fisch auf Lateinamerikanisch essen als Döner, die lieber Cava oder Pisco Sour trinken als Beck’s und Sternburg.

Wobei, so viel Gastro-Kritik muss an dieser Stelle erlaubt sein, der Pisco Sour der Cevicheria nicht so gut ist wie der chilenische, den man zum Beispiel im La Tia Rica in Charlottenburg bekommt. Was vermutlich am peruanischen Pisco liegt. Trotzdem: Kreuzberg ist super. Und: Das nächste Mal gibt es wieder Neuigkeiten von der Prenzlauer Allee, in der hat nämlich neben dem Luxus eine neue Bar aufgemacht.

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