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Kultur: Tagesspiegel- Leserjury kürt „Nesvatbov“

Siegerfilm wird Sonntag noch einmal gezeigt

Erika Hníkowá hat die Nachricht beim Skifahren erhalten. Der Weg nach Berlin ist so schnell nicht zu schaffen, also nimmt Produzent Jiri Konecny den mit 3000 Euro dotierten Preis für Hníkowás Dokumentarfilm „Nesvatbov“ (Matchmaking Mayor) entgegen. Bei der Preisverleihung der unabhängigen Jurys in der Saarländischen Landesvertretung bedankt er sich in Hníkowás Namen für die Auszeichnung als bester Film des Forums. Nicht nur bei der Tagesspiegel-Leserjury, sondern auch bei dem Bürgermeister, von dem der Film erzählt.

Dieser versucht in seinem schrumpfenden Dorf, Singles zu verkuppeln und zur Familiengründung zu ermuntern. Die Juroren begründen ihre Entscheidung damit, dass der Film sie zum Lachen und Nachdenken gebracht und Diskussionen ausgelöst habe. „Seine liebevolle Mischung aus Diskretion und Intimität bei der Beobachtung einer postsozialistischen Exzentrik vermittelt ein vielschichtiges Bild von Singles, die sich nicht vermehren wollen. Eine Art von passivem Widerstand, bei dem es einem selbst überlassen bleibt, darüber zu lachen – oder mitzulachen.“

Für Steffen Glaubitz, Olaf Mamczek, Benedikt Model, Markus Müller, Silvia Oberhack, Slava Platikanova, Dorothy Siegl, Eleonore Wnendt und Carolin Zantner gab es unter den 31 Welt- und internationalen Premieren nicht den einen Favoriten. Auf der Abschlusssitzung erörtern sie zunächst, wofür sie ihren Preis vergeben wollen. Soll der Gewinnerfilm unterhaltsam sein? Oder ein gelungenes Experiment, um Bandbreite und Kühnheit des Programms gerecht zu werden? „Wir müssen keinen Mainstream-Film auszeichnen, der eh noch Preise gewinnt“, sagt ein Juror. „Wir vergeben doch keinen Mitleidspreis!“, entgegnet ein anderer.

Zwischen experimentell und konventionell finden sich zum Glück genug preiswürdige Filme. In der engeren Auswahl landen schließlich drei Dokus, von denen „Nesvatbov“ vor allem wegen seiner Komik das Rennen macht. Dass er sich Zeit nimmt, sein Thema zu entfalten, ist ein weiteres Plus, und auch, dass er bei allem Humor ein gesellschaftliches Anliegen verfolgt. Ein würdiger Repräsentant, ein starker Forums-Jahrgang, lautet die Jury-Bilanz. David Assmann

Vorstellung in Anwesenheit der Leserjury heute um 19.30 Uhr im Cinemaxx 4; Restkarten an der Abendkasse

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