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EPISODENFILM„Schwarze Schafe“: Goa am Müggelsee!

Kann schon mal vorkommen, dass man auf dem Nachhauseweg nichtsahnend von Indianern mit Pfeilen beschossen wird. Vor allem, wenn man, wie Boris (Marc Hosemann) einem kleinen Stadtindianer offenbar den geliebten Porsche-Schlüsselanhänger geklaut hat, bloß um damit bei durchreisenden Vogue-Managerinnen Eindruck zu schinden.

Kann schon mal vorkommen, dass man auf dem Nachhauseweg nichtsahnend von Indianern mit Pfeilen beschossen wird. Vor allem, wenn man, wie Boris (Marc Hosemann) einem kleinen Stadtindianer offenbar den geliebten Porsche-Schlüsselanhänger geklaut hat, bloß um damit bei durchreisenden Vogue-Managerinnen Eindruck zu schinden. Auch eine Büroklammer, die man beim Tafeln mit der Angebeteten im Edel-Restaurant nach einem fingierten Erstickungsanfall mal eben aus der Backentasche fingert, kann dabei gute Dienste leisten – denn schon wird das Paar zwecks Besänftigung der umsitzenden Luxuskundschaft eiligst zur Gratis-Nacht ins Marriott eingeladen.

Noch Fragen?

Nein, fragen und wundern sollte man sich nicht in „Schwarze Schafe“, dem reichlich wilden Berlin-Spaß des Schweizers Oliver Rihs – sondern tapfer das Ticket zu einer immerhin 94-minütigen Achterbahnfahrt lösen. Aber wie das mit Achterbahnen so ist: Die einen sind davon immer wieder begeistert, den anderen wird bloß schlecht. Aber wem wird nicht gern auch ein bisschen schlecht und schwindlig, wenn er dafür ein Erlebnis der besonderen Art geboten bekommt?

„Schwarze Schafe“, ohne Fördergelder und ohne Gagen in Schwarzweiß auf DV-Kamera gedreht, ist meistens schön schmutzig und manchmal schmutzig schön. Zwischen fünf kaum verbundenen Episoden wechselt das Geschehen: Da sind Robert Stadlober und Tom Schilling als geschwätzige Nichtsnutze, Kirk Kirchberger und Daniel Zillmann als nicht besonders furchterregende Satanisten, und drei von Oktay Özdemir angeführte, notgeile Türken, die sich in den Kitkat-Club und auf eine Goa- Party am Müggelsee verirren. Goa am Müggelsee! Auch darauf muss man erst mal kommen.

Die schönste Loser-Story aber, auch sie im Ergebnis fraglos beklagenswert unappetitlich, schultern Jule Böwe und Milan Peschel als Hartz-IV-Paar vom Unfeinsten. Auf einem Spree-Dampfer geben sie einem Münchner Pärchen erst Rotkäppchen- Sekt statt Schampus und anschließend Saures. So gelingt „Schwarze Schafe“ neben allem sinnarmen Spiel-Irrwitz auch eine gar nicht mal so abwegige Diagnose über den herzlich rauen Berliner Menschenschlag. Und der bleibt ziemlich cool, da mag es noch so hitzig zur Sache gehen. Ultimativ alternativer Berlinfilm. Jan Schulz-Ojala



„Schwarze Schafe“, CH/D 2007, 94 Min., R: Oliver Rihs, D: Milan Peschel, Jule Böwe, Eralp Uzun

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