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Kultur: Tanz die Tiger-Mama

Ein Traum namens Ballett: Die Doku „First Position“.

Von Sandra Luzina

Eigentlich spielen sie die Hauptrolle – die sechs Teens, die sich da auf den „Youth America Grand Prix“ vorbereiten, den größten Ballettwettbewerb der Welt. Doch krasser noch drängen sich hier die Tiger-Mütter des Tanzwesens in den Vordergrund – übertrieben ehrgeizig, mit Augen nur für Drill und Erfolg. Die asiatischstämmige Mrs. Fogerty zum Beispiel: Für ihre Sprösslinge Miko und Jules will sie nur das Allerbeste. Dass Jules weder Talent noch Lust auf Ballett hat, sieht sie nicht. Bis der russische Ballettlehrer Viktor Kabaniev – endlich! – ein Machtwort spricht.

Auch wenn das Matriarchat als LeidMotiv regiert: Bess Kargman gelingen in ihrem Doku-Debüt aufregende Nahaufnahmen der Tanz-Aspiranten, deren Leidenschaft und Durchsetzungswillen begeistern. Ein Jahr lang begleitete die Journalistin und ehemalige Balletttänzerin die Teenager, zeigt sie beim Training, bei den Vorentscheidungen und dem Wettbewerbsfinale auch im familiären, sozial und kulturell sehr unterschiedlichen Umfeld. Da ist etwa Michaela DePrince, eine dunkelhäutige Kriegswaise aus Sierra Leone, die von einem Ehepaar aus New Jersey adoptiert wurde. Oder Sebastian Zamora, der seine Heimat Kolumbien auf der Suche nach einer besseren Zukunft verließ. Mit beiden fiebert der Zuschauer regelrecht mit.

Nicht alle Balletttänzer sind weiß und stammen aus reichen Familien, nicht alle männlichen Tänzer sind schwul, nicht alle Tänzerinnen magersüchtig – das alles, sagt Kargman, wollte sie zeigen. Doch bestätigt ihr Film auch manches Stereotyp. Hautfarbe und Herkunft sind immer noch wichtig im Ballett. So will die hochbegabte Michaela – mit bewunderungswürdigem Kampfgeist – das Vorurteil widerlegen, Schwarze könnten kein Ballett tanzen. Auch für Zamora steht viel auf dem Spiel: Sein Vorbild ist Carlos Acosta, der erste Kubaner beim Royal Ballet in London – und er muss sich die Ballettstunden vom Mund absparen.

Die Auslese dann beim Wettbewerb ist brutal: Nur fünf Minuten haben die Teilnehmer, um zu beweisen, dass sie eine Chance verdient haben – im Rahmen der von den Juroren geforderten Kombination aus „body, training, passion, personality“. Und was wird aus dem talentlosen, vom Balletttraining erlösten Jules? Der Ehrgeiz seiner Tiger-Mama sucht sich nur neue Wege. Nun setzt Mrs. Fogerty alles daran, ihren Sohn in einer Elite-Uni unterzubringen. Sandra Luzina

Blauer Stern Pankow, Cinema Paris,

Capitol, Cinemaxx, FaF, Kulturbrauerei,

Passage; OmU im Central

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