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Kultur: Tanz ins Licht

Anne Teresa de Keersmaeker in Berlin

Anne Teresa de Keersmaeker gilt als eine der einflussreichsten Choreografinnen Europas. Die 46-Jährige eröffnete am Freitag mit einer umjubelten Aufführung des „Steve Reich Evening“ im Hebbel am Ufer den Berliner „Tanz im August“ eröffnet. In „Keeping Still -Part 1“ ist sie auch noch als Performerin zu erleben.

Ihre Choreografien sind eng mit der Musik verknüpft. Versuchen Sie, die Musik tänzerisch zu visualisieren?

Nein. Ich versuche vielmehr, eine Antwort zu formulieren auf das, was die Musik vorschlägt. Es ist keine einfache Übersetzung von Musik in Tanz. Der Tanz folgt seiner eigenen Logik; er ist inspiriert von der Musik, folgt aber seinen eigenen Wegen.

1982 schufen Sie „Fase“, ihre erste Choreografie zur minimal music von Steve Reich. Worin bestand für Sie die künstlerische Herausforderung?

Ich liebe diese Musik. Sie ist eine Einladung zu tanzen. Sie hat eine sehr strenge und zugleich offene Struktur. Es geht um Musik als Prozess. Um eine extreme Einfachheit und Ökonomie der Mittel. Diese frühen Stücke von Reich – sie sind wirklich extrem minimalistisch!“

Geht es in Ihren minimalistisch geprägten Arbeiten um die Spannung von Freiheit und Struktur?

Ich hatte nie das Gefühl, dass ich in den sogenannten strengen Arbeiten meiner Anfangsjahre keine Freiheit genieße als Performerin. Unsere Parameter sind nicht absolut. Freiheit gibt es nur innerhalb der Struktur.

Ihre Arbeiten entfalten oft eine untergründige Emotionalität.

Durch die ständige Repetition von Bewegung stellt sich eine physische und emotionale Spannung her - die auch aus der Erschöpfung der Performer resultiert.

In „Keeping Still -Part 1“ arbeiten Sie erstmals mit der bildenden Künstlerin Ann Veronica Janssens zusammen. Was interessiert Sie an dieser Künstlerin?

Ich habe Ann Veronica Janssens Werke bei verschiedenen Ausstellungen gesehen. Ihre Arbeiten haben eine Leichtigkeit, Offenheit und Transparenz. Für mich sind sie metaphysische Statements. Ich sehe auch in einen gewissen Minimalismus in Janssens Arbeiten.

Licht ist etwas Immaterielles. Was bedeutet das für Sie als Choreografin?

Für mich hat das Licht eine immer größere Bedeutung erlangt. Denn ich verspüre zunehmend den Wunsch, weniger Material zu benutzen.

Das Interview führte Sandra Luzina. „Keeping Still - Part 1“, Radialsystem, 19. und 20.8., jeweils 19.30 und 22 Uhr.

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