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Kultur: Tanztheater Wuppertal erinnert an die Anfänge von Pina Bausch

Zu einem umjubelten Gastspiel im Rahmen der Festwochen ist das Tanztheater Wuppertal nach Berlin zurückgekehrt. Das Doppelprogramm mit "Sacre du Printemps" (1975) und "Café Müller" (1978) erinnert an die Anfänge von Pina Bausch, die wie keine andere Choreographin die deutsche Tanzszene revolutioniert hat.

Von Sandra Luzina

Zu einem umjubelten Gastspiel im Rahmen der Festwochen ist das Tanztheater Wuppertal nach Berlin zurückgekehrt. Das Doppelprogramm mit "Sacre du Printemps" (1975) und "Café Müller" (1978) erinnert an die Anfänge von Pina Bausch, die wie keine andere Choreographin die deutsche Tanzszene revolutioniert hat. Mit ihrer Choreographie des "Sacre", längst in den Rang eines modernen Klassikes erhoben, schuf sie die bislang aufwühlendste Interpretation zu Strawinskys bahnbrechender Komposition. Mit aller Macht wird hier noch einmal das Drama der Sexualität beschworen. Pina Bausch stellt die kreatürliche Schutzlosigkeit der entblößten und erdbedeckten Körper aus, sie zeigt, wie Schrecken und Schauder, Furcht und Faszination miteinander verschwistert sind. Das Wuppertaler Ensemble begeistert bei dieser tänzerischen tour de force auf der berühmten Torf-Bühne durch seine ungeheure Intensität. Wenn Ruth Amarante als Auserwählte sich in wilder Verzweiflung zu Tode tanzt, dann hält das Publikum den Atem an.

In "Café Müller" lassen sich zuvor die Schritte hin zu einer neuen Tanz-Ästhetik nachvollziehen; das Stück ist zudem eine der wenigen Gelegenheiten, Pina Bausch als Tänzerin zu erleben. Wie Gefühle hier ihre Verkörperung erfahren, ist von provozierender Direktheit und beispielloser physischer Vehemenz. Aida Vainieri und Pina Bausch als ihr Schatten sind entrückte Somnambule im weißen Unterrock, versunken in ihren Schmerz. Jeder taumelnde Schritt der Liebeskranken birgt das Risiko der Selbst-Verletzung, das unstillbaren Verlangen kehrt sich als Gewalt gegen den Körper. Und Aida Vainieri und Dominque Mercy unternehmen immer neue Anläufe, um zueinander zu finden, am Ende werfen sie sich gegenseitig erbarmungslos gegen die Wand. Inmitten der Elegie entbindet Pina Bausch schöne Momente der Komik. Der wiederholt inszenierte Liebestod samt Frauenopfer verrutscht zum Slapstick. Grausamkeiten und Lächerkeit der Liebe - keine erzählt davon so bewegend wie Pina Bausch.

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