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Techno: Lekker Geboller

Ghettorave-Party: Die Antwoord spielen im Berghain ein ekstatisches Konzert, kombinieren zotigen Hip-Hop mit schmierigem Billigtechno.

Ninja holt zum großen Schlag aus, bleckt die Goldzähne und pumpt die Backen auf: „Fokkit!“ Da sind sie wieder. Die Antwoord. Hinter dem Trio aus Kapstadt stecken mit dem Rapper Ninja, der Sängerin Yo Landi Vi$$er und DJ Hi-Tek drei Kunstfiguren aus der südafrikanischen Comedyszene, die 2010 mit ihrem Video „Enter The Ninja“ einen Internethype auslösten, der aus einem Gag ein real existierendes Pop-Phänomen machte. Nach ihrem Debüt „$O$“ haben sie gerade mit „Ten$ion“ das zweite Album veröffentlicht, das mit seinem Mix aus zotigem Hip-Hop und schmierigem Billigtechno Teil des globalen Ghettoraves ist, einer Spielart elektronischer Musik, bei der tiefe Bässe und peitschende Beats mit Sirenengeheul und regionalen Anleihen kombiniert werden.

Beim Auftritt im ausverkauften Berghain kommt ihr schmuddeliger White-Trash-Partysound prima bei der hiesigen Jugend an. Der klapprige Ninja zeigt seine schlimmen Tattoos und plappert mit viel rollendem R im burischen Dialekt holprige Hochgeschwindigkeitsreime auf Afrikaans und Englisch: „Bitch, U Make A Ninja Wanna Fuck“ – Zef-Style, verstehste! Dazu singt die platinblonde Yo-Landi mit quietschender Lolita-Stimme „I Fink U Freeky“, während DJ Hi-Tek mit Monstermaske am DJ-Pult lekker Bollerbeats produziert. Das Ganze klingt in etwa so, als hätte sich der Knastbruder von Eminem mit der kleinen Schwester von Lady Gaga zusammengetan, um mal anständig auf die Kacke zu hauen. H. P. Baxxter und die Flodders schauen auch mal vorbei. Denn bei diesem Spinner-Happening ist alles erlaubt, auch Ninjas „Dark Side Of The Moon“-Boxershorts. Schon beim zweiten Stück hechtet der Sänger kopfüber in die Menge.

Natürlich ginge der Musikwelt ohne Die Antwoord nichts verloren. Doch mit ihrer herrlich ungezogenen Spielfreude schaffen sie es zumindest, eine ausgelassen Partystimmung zu erzeugen. Wenigstens für eine schweißtreibende Stunde, in der die Möchtegern-Proleten aus Südafrika mit dem restlos begeisterten Publikum die Lust am Leben feiern. Wer von schlechten Zeiten erzählt, hat private Probleme. Volker Lüke

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