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Tenor Peter Schreier feiert seinen 80. Geburtstag

© Sebastian Kahnert/dpa

Tenor Peter Schreier wird 80: Der Neonhelle

Reines Wort, reiner Klang: Der Kammersänger hat viele Partien gesungen, als Evangelist der Passionen war er unvergesslich. Dem Tenor Peter Schreier zum 80. Geburtstag.

Nomen non est omen, hat Karl Böhm über ihn gesagt. Tatsächlich hat nie ein Name so wenig ausgesagt über eine Person wie im Falle des großen Peter Schreier, der seinen Weltruhm gerade der Fähigkeit zum Leisesingen und seiner überaus sensiblen Artikulationskunst verdankt.

Schreier ist das Gegenteil des kraftmeiernden Tenors, der die Bühne mit ausufernden Körperbewegungen für sich einnimmt. Seine Stimme entfaltet in der Konzentration ihre besondere Wirkung; wenn Kritiker seiner Gesangskunst „Korrektheit“ oder einen „Mangel an Sinnlichkeit“ vorgeworfen haben, so wollten sie vielleicht nur nicht wahrhaben, dass der Vorzug dieser Stimme gerade in der Neonhelle liegt, in ihrer Fokussierung auf den reinen Klang, der das reine Wort nur umso deutlicher hervortreten lässt.

Durchbruch mit Mozarts "Entführung"

Schreiers Timbre, ebenso wie seine perfekten Diktion, ist der Widerschein einer Ausbildung von Kindheit an: Geboren 1935 in Gauernitz bei Meißen als Sohn eines Lehrers und Kantors, kam der Zehnjährige 1945 zum Dresdner Kreuzchor. Dessen Leiter Rudolf Mauersberger komponierte eigens Solo-Partien für den außergewöhnlich talentierten Altisten und sollte neben dem Vater, neben Karl Richter, später dann Karl Böhm, Wolfgang Sawallisch, Herbert von Karajan oder Nicolaus Harnoncourt zu Schreiers wichtigsten Mentoren gehören.

Den Durchbruch auf der Opernbühne feierte der junge lyrische Tenor 1963 in Dresden, mit einem sensationellen Belmonte in Mozarts „Entführung“, später ging er an die Berliner Staatsoper, die für lange Jahre seine Heimstätte wurde und deren Ehrenmitglied er heute ist.

Der DDR-Exportschlager

Mozart, Beethoven, Schubert und Schumann zählt Schreier bis heute zu seinen bevorzugten Komponisten – und natürlich Bach. Die Partie des Evangelisten der Passionen gehörte zeit seines Berufslebens zu seinen wohl größten und wichtigsten. Wer je vernommen hat, wie Schreier das Krähen des Hahnes sang, mit dem der Verrat des Petrus offenbar wird, wer ihn je über die unbarmherzigen Klippen der Verzweiflungsarie „Ach, mein Sinn, wo willt du endlich hin?“ hat steigen hören, wird nicht vergessen, wie sehr musikalisches Erzählen leuchten und brennen, wie sehr es ins Mark der Zuhörenden treffen kann.

Nur erwartbar, dass Peter Schreier nach einem ersten, durch Theo Adam vermittelten Auftritt in Köln zum DDR-Exportschlager wurde, mit Gastspielen in München, Hamburg und Bayreuth, in Salzburg oder New York. „Ich lebte ja quasi zwei Leben“, hat er nach der Wende zu Protokoll gegeben. „Es war oft schwer, wenn ich zurückkam, nicht zu viel zu erzählen im Bekanntenkreis, einfach, weil man wusste, die Leute konnten nicht raus.“

Zu Schreiers Werdegang gehört freilich auch, dass er sich nie zu fein dafür war, über den engen Kreis von Oper, Klassik und Kirchenmusik hinauszusehen; unvergessen seine Auftritte im DDR-Unterhaltungsfernsehen, in Anzug und Krawatte und mit einer fabelhaften inneren Heiterkeit.

Erst vor wenigen Jahren hat er seinen Abschied von der Konzert- und Opernbühne genommen – noch immer freilich dirigiert er, noch immer engagiert er sich für das Musikleben seiner Heimatstadt Dresden. Nur das Lehrersein hat dem Vater zweier Söhne nie so wirklich recht behagt, auch wenn er immer wieder mit großem Erfolg Meisterkurse ausgerichtet hat. Am 29. Juli wird Kammersänger Peter Schreier 80 Jahre alt.

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