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Kultur: Teufelsgeiger

Brillanter Nachwuchs beim Debüt im Deutschlandradio.

A star is born, oder sogar drei. Beim „Debüt im Deutschlandradio“ in der Berliner Philharmonie spielen junge Künstler auf dem Weg in die sogenannte Weltspitze. Das DSO begibt sich dafür in ganz verschiedene Musikwelten hinein. Der 1982 geborene Clemens Schuldt dirigiert das Orchester ausgezeichnet, sehr präzise und überlegen. Wunderbar, wenn das Einzige, was noch fehlt, ein bisschen Laxheit und Sinnlichkeit ist. Beethovens Leonoren-Ouvertüre zählt dabei schon fast zum Mainstream-Repertoire, so auffällig sind die folgenden Stücke. Und Künstler! Für Prokofjews Violinkonzert fliegt der aus Serbien gebürtige Franzose Nemanja Radulovi auf die Bühne: Springerstiefel, rot gefütterter Frack, Riesenlockenmähne.

Unglaublich, dass sich Aufruhr im Konzert so leicht herstellen lässt, es braucht ja nur Nähe zum Leben und zur Straße, dabei hohe Virtuosität. Paganini in Ehren und Nigel Kennedy im Sinn, hier ist jedenfalls ein echter Paradiesvogel herangewachsen. Sollte es dem 1985 Geborenen gelingen, das Teufelsgeigerische nicht ausarten und sein schillerndes Vibrato nicht ins Camp-hafte abdriften zu lassen, dürfte ihm ein glänzender Weg bevorstehen. Gegen das klangliche Überangebot bei Prokofjew hat es Martins Oboenkonzert in seiner betäubenden Schlichtheit schwer, und auch gegen eine Figur wie Radulovi ist kaum ankommen, selbst für den 1989 geborenen französischen Oboisten Philippe Tondre. Seine Solo- Partie ist dazu angetan, Raffinement in das Stück zu bringen, und Tondre bewältigt diese Aufgabe so beiläufig wie brillant.

Zuletzt rückt noch einmal Schuldt in den Blick, mit der geballten Macht der symphonischen Dichtung „Illusion and Death“ von Maki Ishii (1936–2003), die er fabelhaft entschieden dirigiert. Christiane Tewinkel

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