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Kultur: "The Ten Tenors": Zu dir oder zu uns?

Tenöre, so heißt es, seien eitel und dumm. Wer das hohe C sicher beherrscht, will schließlich nur eines: bewundert werden.

Tenöre, so heißt es, seien eitel und dumm. Wer das hohe C sicher beherrscht, will schließlich nur eines: bewundert werden. Und wer außer einem Tenor vergeudet schon viele Jahre seines Lebens, um sich dieses sagenumwobene hohe C anzueignen? Andererseits: Wer es wirklich "hat", der steigt unverzüglich zum Sexsymbol auf. Nicht jeder Mann hat diesen Vorsprung durch Technik, und wer so hoch singen kann, der sollte doch auch ganz andere Höchstleistungen vollbringen können .

Doch Ohime! und Helas!: Ein großer Teil der australischen Boygroup "The Ten Tenors", die am Donnerstagabend erstmals in der Bar jeder Vernunft auftrat, scheint für die Damenwelt verloren. Tenöre, so lernen wir, sind nicht nur charmant und attraktiv, sie sind überraschend oft auch - schwul. Zwischen die unvermeidlichen Tenorknaller von "Granada" bis "Marechiare" mischen sich früh bereits Hits der Bee Gees, von Abba und The Queen - das "Gut so"-Bekenntnis ist also geschickt vorbereitet. Nach der Show übrigens stehen die Sänger für weitere Recherchen im Biergarten zur Verfügung. Die zehn sehen hinreichend tenoral aus und klingen auch so, selbst wenn nur die wenigsten unter ihnen tatsächlich ein sicheres C haben. Aber darauf kommt es wirklich nicht an, und wenn es, wie in Donizettis "Ah mes amis" einmal gebraucht wird, mogeln sie geschickt genug. Mit großer Lust hüpfen die zehn im Disco-Rhythmus, jagen um das Rund des Spiegelzelts und werfen sich hemmungslos in die Tränendrücker von Puccini und Dean Martin. Abräumer sind natürlich auch italienische Schlager wie "Sag mir quando, sag mir wann" und "Arrividerci Roma". Kein Abend des subtilen Gesangs, dafür kurzweilige Unterhaltung, die ihren Charme und Witz aus der Diskrepanz zwischen seriösem Auftreten im dunklen Anzug und handfestem Humor zieht.

Ein bisschen lächerlich freilich ist es schon, wenn sich zehn Tenorgockel für "Nessun dorma" in die Kurve legen. Aber der Zauber eines perfekten Pianos von zwanzig Stimmbändern funktioniert selbst in der Bar jeder Vernunft und bringt Fans beiderlei Geschlechts zur Raserei, die eine Zugabe nach der anderen erzwingt. Wer nach der eindeutigen Aufforderung der Sänger am Ende wen mit nach Hause nimmt, spielt dann wohl keine Rolle mehr.

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