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Theater: Bühnenreife Bankräuber

Das Theaterstück "Der Bank-Job" der Bremer Kompanie Tanzwerk bringt am 8. Dezember die spektakuläre Geschichte der so genannten Opa-Bande auf die Bühne - und liefert tragikomische Denkanstöße zum Thema Altersarmut.

Bremen - Herbys Frau brannte schon vor langer Zeit mit einem australischen Tauchlehrer durch, Alis Frau starb vor 30 Jahren, Wolfgang hat nie geheiratet. Alle drei sind schon lange Rentner, kegeln gemeinsam und haben irgendwann eine Idee: Sie wollen eine Bank überfallen. Von ihrem schlechten Gewissen, aber auch von der neuen Freude des Trios am Leben erzählt das Stück "Der Bank-Job" von Autor und Regisseur Dirk Rademacher, das im niedersächsischen Hellwege seine Uraufführung hat. Die Proben beginnen am Freitag.

Rademacher hat die Figuren in seinem Stück zwar an die echten Räuber angelehnt, ihre Lebensgeschichten aber sind fiktiv. So will der erste mit dem Geld seine Hüftoperation bezahlen und der zweite seine Miete. Der dritte raubt aus Langeweile. Rademacher geht es nicht um Tatsachen. "Im Vordergrund steht der innere Zwiespalt der Männer", sagt er. Einerseits hätten sie ein schlechtes Gewissen, andererseits verspürten sie durch die Überfälle wieder Freude am Leben. "Nichts von dem, was die drei früher im Leben gemacht haben, gibt es mehr. Die drei sind einsam. Doch mit den Taschen voller Geld kommt das Kribbeln wieder", erklärt Rademacher.

Echte "Opa-Räuber" überfielen 14 Banken

Zwischen 1988 und 2004 hatten die echten, aus Iserlohn und Dortmund stammenden "Opa-Räuber" 14 Banken in Niedersachsen und Westfalen überfallen. Dabei erbeuteten sie fast eine Million Euro. Festgenommen wurden sie erst, nachdem die extra gebildete Soko "Opa" einen Tipp von einem Bekannten des Trios bekommen hatte. Die Polizei hatte zunächst nach jüngeren Tätern gesucht. Das Landgericht Hagen verurteilte die heute 75, 74 und 64 Jahre alten Männer 2005 zu Haftstrafen zwischen neun und zwölf Jahren. Als Motiv für ihre Taten hatten sie Geldnot angegeben.

Der Fall machte bundesweit Schlagzeilen. Die Idee, daraus einen Tanztheaterkrimi zu machen, hatte der künstlerische Leiter der Kompanie Tanzwerk, Rolf Hammes. "Was passiert mit Menschen, die sich im Alter nicht damit abfinden, kein Geld zu haben?", fragt er. "Wie verändern sie sich?" Hammes ist auch für die Choreografie des Stückes verantwortlich. Er versucht den "Kick", den die Männer auf einmal während ihrer Beutezüge erleben, in Bewegung umzusetzen. "Das könnte eine Art Pogo sein", sagt er.

Kein sozialkritisches Drama

Rademacher will mit seinem tragikomischen Dreiakter unterhalten, das Publikum soll lachen und weinen zugleich. Das Stück versteht sich zwar nicht als sozialkritisches Drama, dennoch sollen die Menschen mit kleinen Denkanstößen zum Thema Altersarmut nach Hause gehen. "Das Publikum erfährt viel über meine Anti-Helden. Es findet sie verschroben, aber auch liebenswert. In dem Stück wird eine Gefühlswelt gezeigt, die auch junge Menschen kennen", sagt er.

Besetzt ist das Stück mit Schauspielern der Jahrgänge 1939 und 1940. "Verurteilen kann ich die echten Räuber nicht", sagt Jörg Bräuer. Er spielt Wolfgang, den Kopf der Bande. "Natürlich sind das negative Figuren. Man muss aber das sehen, was sie dahin getrieben hat."

Rademacher erzählt seine Geschichte in Rückblenden und beginnt dabei mit dem Ende. Die erste Szene spielt im Gefängnis. Das Trio klagt über das Ende seines Lebens, das es hinter Gittern verbringen wird. Nach und nach wird jeder Protagonist vorgestellt. Fünf Szenerien kommen in dem Stück vor: die Gefängniszelle, die Kegelbahn, das Hinterzimmer einer Kneipe, die Banken und das Fluchtauto. Mit jedem Überfall wird die Lebensfreude des Räubertrios größer. "Die drei haben sich eine Herausforderung geschaffen, an der sie wieder richtig aufblühen. Dabei waren sie von der Gesellschaft schon vergessen worden", sagt Rademacher. (Von Claudia Kuzaj, ddp)

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