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Kultur: "theater puta madre": Feuer der Eifersucht

Was für eine Vision: Frauen regieren die Welt, führen Kriege und buhlen um Posten. Die Männer sitzen biertrinkend zu Hause, trainieren ihre Muskeln und schreiben Liebesgedichte für ihre Heldinnen.

Was für eine Vision: Frauen regieren die Welt, führen Kriege und buhlen um Posten. Die Männer sitzen biertrinkend zu Hause, trainieren ihre Muskeln und schreiben Liebesgedichte für ihre Heldinnen. Wunderbar! Und selbst das, was nicht so nett ist, läuft allemal besser als in der herkömmlichen Welt: Wenn die hinterfotzige Jaga ihre Taschentuch-Intrige spinnt, kann man nur staunen, wie raffiniert und überzeugend sich der bei Shakespeare doch etwas konstruierte Plan entfaltet - Frauen können sowas einfach besser. Dass die Frauen und Männer in ihren vertauschten Rollen zwar vieles kopieren, aber ihre Natur doch nicht ganz verleugnen, gibt dem Spiel mit den Klischees in "Othell@" durchaus Substanz . Leider verschenkt der Regisseur des theater puta madre, Jan D. Roggenkamp, hier einiges Potential: In seinem Bemühen, den moralischen Zeigefinger stecken zu lassen, opfert er die Moral auf dem Altar der Unterhaltung. Neben großartigen Musikeinlagen jagt ein hübscher Regieeinfall den nächsten: Von innovativen Sexszenen über Eingriffe des Regisseurs bis zu dem gnadenlos komischen Versuch Othellas, ihren Desdemono zu "entjungfern", der schon scheitert, als der restlos Überforderte den BH nicht aufkriegt. Manche Dinge ändern sich eben nie, auch nicht in einer besseren Welt. Das Komödienblatt wird so restlos ausgereizt, dass die tragische Wendung sich nicht zu entfalten vermag. Fazit: Man kann sich beim Nachwuchsfestival "Neuropolis" köstlich amüsieren, ohne von der Brisanz der Stoffe zu sehr gefordert zu werden. Und genau das haben die meisten Zuschauer wohl auch getan

Janine Ludwig

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