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Theater: Subtext der Revolte

Dimiter Gotscheff inszeniert "Die Hamletmaschine" am Deutschen Theater. Wer den Heiner Müller-Klassiker sehen will, muss sich schnell Karten sichern.

Von Sandra Luzina

„Ich war Hamlet. Ich stand an der Küste und redete mit der Brandung BLABLA, im Rücken die Ruinen Europas.“ So beginnt Heiner Müllers 1977 entstandender Text „Die Hamletmaschine“ – eine sehr freie Shakespeare-Paraphrase, die Figuren und Schlüsselszenen aus Shakespeares „Hamlet“-Drama aufnimmt, aber beinahe ganz auf Handlung und Dialog verzichtet. Hamlet und Ophelia erscheinen in diesem alptraumartigen Szenario als gespenstische Wiedergänger realer historischer Personen.

An der Figur des Hamlet interessierte Müller „das Versagen von Intellektuellen in bestimmten historischen Phasen, das vielleicht notwendige Versagen von Intellektuellen, ein stellvertretendes Versagen“. Die innere Zerrissenheit des Hamletdarstellers, der sich bei dem Aufstand in Budapest 1956 „auf beiden Seiten der Fronten, zwischen den Fronten, darüber“ sieht, mündet im Scheitern des Autors beim Schreiben eines Shakespeareschen Dramas und in dem Versuch der Revolte von Ophelia.

1989 kam am Deutschen Theater eine legendäre Aufführung der „Hamletmaschine“ mit dem unlängst verstorbenen Ulrich Mühe heraus, diese Inszenierung wurde damals als Subtext der Revolte gelesen. Nun bringt Dimiter Gotscheff, ein ausgewiesener Müller-Experte, den so rätselhaften wie anspielungsreichen Text auf die Bühne. Nach „Germania. Stücke“ und Müllers Übersetzung von „Die Perser“ nimmt er sich zum dritten Mal am DT einen Text von Heiner Müller vor. Neben Alexander Khuon und Valery Tscheplanowa wird der Regisseur auch selbst auf der Bühne zu sehen sein.


Deutsches Theater, Sa 8.9. (ausverkauft), Sa/So 15./16.9., So 23.9., 20 Uhr, 19-25 €, erm. 8 €

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