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THEATERFESTIVAL „Unidram“: Illusion füllt den Raum

Das Telefon scheint unzählige Hörer zu haben, und alle greifen wie Krakenarme um sich. Auch mit der schönen Frau aus dem Stummfilm geschieht Rätselhaftes.

Das Telefon scheint unzählige Hörer zu haben, und alle greifen wie Krakenarme um sich. Auch mit der schönen Frau aus dem Stummfilm geschieht Rätselhaftes. Sie kokettiert – die Zeit überspringend – mit dem Mann auf der Bühne: heute und hier. Wie ist das möglich? Die Finnen Ville Walo und Kalle Hakkarainen stecken hinter dem großen Bluff. Sie wissen die digitale Technik mit der artistischen Jonglage so gekonnt zu mixen, dass Illusionen perfekt den Raum füllen.

Ihre Inszenierung „Keskusteluja – Why don’t you call me“ eröffnet das 14. Internationale Theaterfestival „Unidram“, das dem Fantastischen und Märchenhaften viel Platz einräumt. So zum Beispiel in der verdrehten Cinderella-Geschichte „Erorrism“ vom Prager Krepso-Theater, das für seinen schwarzen Humor und seine poetische Verspieltheit keine Worte braucht. Das russische Theater Akhe entführt in die Studierstube des Doktor Faust und das Leipziger Figurentheater Wilde & Vogel entwickelt aus Shakespeares König Lear mit düster poetischem Figuren-, Körper- und Maskenspiel ein eigenwilliges Duell zwischen König und Narr. Zum ersten Mal ist in diesem Jahr eine Gruppe aus Israel dabei. In „A Tale of a lonely Man“ erzählt Ofer Amram von einem Mann, der seine Vergangenheit nicht kennt. Eine lebensgroße Puppe genügt ihm als Frauenersatz, bis diese plötzlich lebendig wird. Verstörender und provozierender geht es in „Die Kreuzritter“ zu, ein Stück der belgischen Gruppe „Agora“, das die Kreuzzüge der Gegenwart „kommentiert“ und dabei zugleich voyeuristische Medienpraktiken vorführt.Heidi Jäger

T-Werk und Schinkelhalle, Do 25.10. bis Sa 3.11., 6-12 €, Festivalticket 65/45 €, www.unidram.de

Heidi Jäger

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