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Figurengruppe aus einer Anastasis. Kleinasien, 12./13. Jh.

© Staatliche Museen zu Berlin, Skulpturensammlung für Byzantinische Kunst / Antje Voigt

Theodor Wiegand und die Byzantinische Kunst: Direktor, Gräber und Gelehrter

Er gehört zu den ganz Großen der deutschen Archäologie: Theodor Wiegand. Eine Ausstellung im Bode-Museum würdigt ihn nun als Begründer der byzantinischen Sammlung.

Er gehört zu den ganz Großen der deutschen Archäologie. Theodor Wiegand (1864–1936) war Direktor der Antikensammlung der Königlichen Museen und Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts des Deutschen Reiches, heute DAI. Es hat in Wiegands (von Peter Behrens erbauter) Villa in der Podbielskiallee in Dahlem seinen Berliner Hauptsitz. Doch Wiegand war mehr. Er war auch maßgeblich am Aufbau der Sammlung byzantinischer Kunst der Berliner Museen beteiligt.

Als er 1897 Direktor der Königlichen Museen Berlin mit Dienstsitz in der Türkei wurde, nutzte er diese Position für Grabungen in Priene und Milet. In einem Briefwechsel mit Wilhelm Bode ließ er sich garantieren, als einziger Vermittler zwischen den Berliner Museen und dem Osmanischen Reich auftreten zu dürfen.

Wiegand bemühte sich, Objekte für die Museen zu erwerben

Eine kleine Ausstellung, die das Museum für Byzantinische Kunst im Bode-Museum in drei Vitrinen in der ständigen Sammlung eingerichtet hat, würdigt Wiegand als Begründer der byzantinischen Sammlung. Er verstand es, Sammler zu überzeugen, ihre Objekte den Königlichen Museen zu Berlin zum Kauf anzubieten. Stieß Wiegand bei seinen Grabungen auf byzantinische, frühchristliche Kunst, bemühte er sich, Objekte für die Museen zu erwerben. So kamen viele sogenannte Schrankplatten aus dem 10. und 11. Jahrhundert aus dieser Vermittlertätigkeit. Schrankplatten sind von beiden Seiten mit Reliefs reich verziert und wurden zwischen Säulen platziert, um den Raum aufzuteilen.

Wiegand war klassischer Archäologe. 1903 stieß er bei Ausgrabungen auf das Markttor von Milet, seither ein Hauptstück des Pergamonmuseums, für dessen Einrichtung Wiegand zuständig war. Auch war er dabei, als 1927 die Grabungen in Pergamon wieder aufgenommen wurden. Dabei kamen wichtige Details zum Vorschein. Es war sein letzter Einsatz als aktiver Archäologe.

Wiegand, Begründer der Luftbildarchäologie

Neben dem Aufbau der byzantinischen Sammlung hat sich Wiegand von 1916 an auf einem anderen Gebiet verdient gemacht. Als Hauptmann leitete er von 1916 bis 1918 das „Deutsch-Türkische Denkmalschutzkommando für Syrien und Palästina“, als Teil des Asien-Korps. Es ging darum, die antiken Grabungsstätten und historische Städte zu dokumentieren. Wiegand nutzte seinen militärischen Rang und befahl den deutschen Fliegern, historische Städte, Grabungen und Ruinenfelder zu überfliegen und zu fotografieren. Ihm verdanken wir gestochen scharfe Luftbilder von Konstantinopel und von Qazr al-Azraq (März 1918) in der Jordanischen Wüste, wo übrigens Lawrence von Arabien im Winter 1917 sein Hauptquartier hatte, bevor er auf Damaskus vorrückte. Somit kann Theodor Wiegand auch als Begründer der Luftbildarchäologie gelten. Vor allem Palästina und die Wüste Negev hat er überfliegen lassen.

Ein Foto zeigt ihn auf einem Dromedar, nachdem er einen Militärtransport 1916 von Berlin nach Palästina begleitet hatte. Anschließend brach der Forscher trotz des Krieges zu einer ausgedehnten Forschungsreise in die Negev-Wüste auf. Eine kleine Ausstellung, die vielleicht neugierig auf die Bestände des Museums für Byzantinische Kunst macht. Ein Hinweis im Entree des Bode-Museums wäre allerdings hilfreich.

Bode-Museum, bis 18. Januar 2015

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