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Kultur: Titel! Termine! Tusch!

Zehn Tage bis zum Start: Der Countdown läuft.

Vorfreude ist bekanntlich die ungetrübteste Freude. In Sachen Berlinale baut sie sich unter Filmfans zwar seit Wochen auf, doch erst jetzt tritt sie in ihre heiße Phase. Das Programm, titel- und sektionsweise bereits nach und nach bekannt gegeben, ist endlich mit den Aufführungsterminen verknüpft, und das konkrete Planen mit eigenem – womöglich gar eigens gebasteltem – Kalender kann losgehen. Tagesspiegel-Leser sind dafür bestens gerüstet. Auf den folgenden vier Seiten, schön herausnehmbar, finden sich zahlreiche Infos, Tipps und Details zum Festival. Und mit Hilfe des alle Spielorte und Termine enthaltenden offiziellen Programmhefts der 63. Berlinale, das der Berliner und regionalen Ausgabe unserer Zeitung beiliegt, gewinnen die elf Tage des Festivals individuelle Kontur.

Für die Programmmacher bedeutet der Tag der rituellen Berlinale-Pressekonferenz eine Wende anderer Art. Monatelang haben sie gesichtet und geschuftet; und nun bietet sich ihnen in den nächsten Tagen bestenfalls eine Atempause, bevor der Rummel am Donnerstag kommender Woche richtig losgeht. Erschöpft wirken sie dennoch nicht gerade, als sie sich am Montag, um es mit den Worten des nunmehr ein Dutzend Jahre amtierenden Direktors Dieter Kosslick zu sagen, zum „22. Parteitag der KPdSU in Odessa“ versammeln. Stattdessen gibt sich das neunköpfige Politbüro auf dem Podium, das die Sparten Wettbewerb, Panorama, Forum, Retro, Perspektive, Shorts, Talent Campus, Generation und European Film Market vertritt, fühlbar konzentriert. Und angemessen mitteilsam.

Sogar die in vergangenen Jahren übliche Scherzkanonade Kosslicks, der seine Pressekonferenz mitunter zur Zirkusdirektoren-Show mutieren ließ, bleibt weitgehend aus. Dass im Festivalbüro neuerdings eine Praktikantin arbeitet, die mit dem Namen Marlene Dietrich durchs Leben geht, handelt er unspektakulär vorweg ab: Mit der knappen Vorstellung der jungen Frau fertigt er elegant die boulevardesken Impulse ab – „und dann fragt am Telefon künftig keiner mehr“. Und als er rühmt, wie viele Filme von Frauen und über Frauen dabei sind, nimmt sein Humor bei der Erwähnung des Wettbewerbsfilms von Emmanuelle Bercot subtil philosophische Ausmaße an. Das Roadmovie mit Catherine Deneuve erzähle „die klassische Geschichte einer Frau, die mal eben Zigaretten holen geht“.

Ansonsten alles informativ und hochseriös. Beki Probst verkündet ein erneutes Plus an Firmen und Filmen auf dem weiter expandierenden European Film Market; sogar die großen japanischen Studios, die einst auf Einladungen des Festivalchefs Moritz de Hadeln nicht einmal antworteten, reißen sich darum, in Berlin dabei zu sein. Panoramachef Wieland Speck findet angesichts der wiedererstarkten US-Independents, dass sich Amerika „von der dumpfen Bush-Zeit erholt“, und Forumsleiter Christoph Terhechte lenkt das Interesse auf die auch formal innovativen Beiträge vor allem aus den europäischen Krisenländern. Und Maryanne Redpath freut sich, wie die Nachwuchs-Sektion Generation ihre Zuschauerzahl in zehn Jahren verdoppelt hat, wobei auffällt, dass immer mehr Erwachsene auch ohne Kinder in die Vorstellungen kommen, neugierig auf ernsthaftes Kino für alle.

Noch zehn Tage – ab dem 7. Februar ist auch der Tagesspiegel vom Start weg dabei. Mit mehreren Berlinale-Extraseiten täglich im Kultur- und Berlinteil, mit Filmkritiken, Porträts, Interviews, Hintergrundgeschichten übers Kino, Berichten vom Roten Teppich und von Partys – und mit dem Kritiker-Ranking zu den 19 Wettbewerbsfilmen. Bis zum großen Tusch im Festivalzirkuszelt: Die Bären – oder werden es diesmal vor allem Bärinnen sein? – werden am 16. Februar im Berlinale-Palast vergeben. Jan Schulz-Ojala

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