zum Hauptinhalt
Franca Rame mit ihrem Ehgemann Dario Fo im spanischen Cordoba.

© dpa

Tod einer Theaterlegende: Franca Rame, die Kämpferin

Die Theaterlegende Franca Rame ist gestorben. Kein Blatt passte zwischen sie und ihren Mann, den Theaterclown Dario Fo. Oder manchmal doch, wie in ihrem Kultstück "Offene Zweierbeziehung" zu sehen ist.

Als Dario Fo 1997 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, war ein Grummeln zu hören. Das ist ein irrer Theatertyp, ein fantastischer Spaßmacher, einer, der sich unermüdlich engagiert, ein Urviech, aber doch kein Literat! Das Problem an diesem Preis aber war ein anderes. Wenn überhaupt, dann hatte Franca Rame ihn ebenso verdient, Dario Fos Ehefrau und Partnerin auf der Bühne seit den frühen Fünfzigern. An fast allen seinen Stücken – „Zufälliger Tod eines Anarchisten“, „Bezahlt wird nicht“ – hat sie mitgeschrieben.

Kein Blatt passte zwischen die beiden, oder manchmal doch. „Offene Zweierbeziehung“ war in den achtziger Jahren auch in Deutschland ein Riesenerfolg – die offensichtlich autobiografisch gefärbte Klamödie eines Paares, das sich fetzt, wie es vielleicht nur Italiener können, die noch die Commedia dell’Arte im Blut haben. Und den libertären Zeitgeist. In diesem Fall rangierte Franca Rame als Autorin an erster Stelle und Dario Fo als Koautor, wie bei den Monologen „Nur Kinder, Küche, Kirche“, die Franca Rame mit unglaublicher Kraft und Eleganz spielte; ein Naturereignis, Sturm auf der Bühne. Und sie meinte, was sie sagte. „Sex? Aber mit Vergnügen!“ heißt eines ihrer Solostücke.

Es war eine Zeit, als das Spielen noch geholfen hat. Es war befreiendes, linkes, feministisches, anarchisches Theater – gegen den mafiösen Staat, den Vatikan, die Zensur, all das, was man das Berlusconi-Italien nennt. Unzählige Prozesse mussten Rame und Fo über sich ergehen lassen, sie wussten das Interesse der Justiz aber auch für sich zu nutzen. Rame hatte Auftrittsverbot im italienischen Fernsehen, eine Weile lang durfte das Paar nicht in die USA einreisen. Rame und Fo erhielten Morddrohungen, und dass das kein böser Scherz war, musste die Künstlerin in den siebziger Jahren erfahren. Franca Rame wurde in ein Auto gezerrt und von mehreren Männern vergewaltigt, mit einiger Sicherheit waren es Neofaschisten. Zwischen 2006 und 2009 saß Franca Rame für die Mitte-Linkspartei im Senat in Rom. Jetzt ist sie mit 83 Jahren in einem Mailänder Krankenhaus gestorben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false