zum Hauptinhalt
Kämpfen bis zur letzten Schraub: der Transformer Optimus Prime.

© image.net

"Transformers: Ära des Untergangs": Dicke Lippe

Coole Sprüche, heiße Schlachten: Die "Transformers"-Filme haben sagenhafte 2,5 Milliarden Dollar eingespielt. Das finale Spektakel "Ära des Untergangs“ versucht es nun mit cineastischer Druckbetankung.

Von Jörg Wunder

Sie haben ungefähr drei Stunden Zeit und möchten mal wieder ins Kino gehen? Dann schauen Sie sich „Boyhood“ an, Richard Linklaters wunderbare Familienaufstellung in 166 kurzweiligen Minuten. Sie glauben, der Eintrittspreis lohne sich eher für den fast gleich langen Blockbuster „Transformers: Ära des Untergangs“, weil dessen Herstellung zirka hundert Mal so viel gekostet hat? Letzteres ist kaum zu bestreiten. Nachdem die ersten drei Teile sagenhafte 2,5 Milliarden Dollar eingespielt haben, durfte Michael Bay über 200 Millionen für Teil vier der aus einer 80er-Jahre-Spielzeugfigurenserie abgeleiteten Leinwandsaga um gute (Autobots) und böse (Decepticons) Roboter- Aliens verpulvern. Und trotzdem werden Sie Ihre Entscheidung bereuen.

Der letzte, recht überzeugende Transformers-Film endete mit der Zerstörung Chicagos. In „Ära des Untergangs“ jagen nun CIA-Killerkommandos die verbliebenen Decepticons und Autobots. Dabei nehmen sie die Hilfe außerirdischer Robot-Kopfgeldjäger in Anspruch, die mit der Erde eigene Pläne haben. Derweil rostet der verletzte Autobot-Anführer Optimus Prime vor sich hin, bis er von dem verwitweten Erfinder Cade Yeager (Mark Wahlberg) repariert wird. Doch die CIA ist Prime auf der Spur. Er flüchtet mit Yeager, dessen Tochter (Nicola Peltz) und deren Lover (Jack Reynor) zu den letzten Autobots, die sich versteckt haben, wo bestimmt niemand nach ihnen suchen würde: im Monument Valley.

Unterdessen lässt Joshua Joyce (Stanley Tucci), selbstherrlicher CEO des Technologiekonzerns KSI, die Substanz synthetisieren, aus denen die Transformer bestehen. Aus dem Alienmetall baut er eigene Roboter, hat aber nicht die Rechnung mit dem ausgemusterten Megatron gemacht, der die Kontrolle über die Armee der Neu-Transformer übernimmt. Und was könnte in der finalen, aus vermutlich dem asiatischen Kinomarkt geschuldeten Gründen in Hongkong stattfindenden Roboterschlacht gegen diese Übermacht helfen? Dinosaurier! Also befreit Optimus Prime die Dinobots, die als Trophäen auf dem Raumschiff der Alien-Kopfgeldjäger gefangen gehalten werden, und führt die Herde saurierartiger Metallungetüme ins Kampfgetümmel.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Ein wildes Zerstörungsballett mit ermüdender Überbietungslogik

Ächz, das ist starker Tobak. „Ära des Untergangs“ ist nicht nur der längste und teuerste, sondern auch der hirnrissigste Teil des Transformers-Franchises. Den unübersichtlichen, keinerlei Spannungskurve folgenden Plot, in den natürlich auch noch die Eifersüchteleien des komplett ausgetauschten humanen Personals einzubauen sind, könnte man vielleicht in Form kryptischer Diagramme darstellen – sinnvoll in Sätze bringen lässt er sich nicht. Dass der Film voller Logikfehler und willkürlicher Verstöße gegen die Kontinuität steckt, wäre zu verschmerzen, wenn sein eigentliches Zentrum, die in epischer Ausführlichkeit zelebrierten Kampfszenen, sich zu einem überwältigenden Kinoerlebnis verdichten würde.

Aber es ist nicht nur die schiere Länge der Actionsequenzen, die dafür sorgt, dass einem spätestens im Dauergetöse des rund einstündigen Finales Hören und Sehen vergeht. Natürlich gibt es in diesem schwindelerregenden Zerstörungsballett in 3-D, von zahllosen Kameras in stetig wechselnden Perspektiven und aus jedwedem Blickwinkel eingefangen, Bilder und Szenen von unerhörter Schönheit. Aber sie gehen unter im Furor einer ermüdenden Überbietungslogik, bei der jeder Effekt noch spektakulärer, jedes Aufeinanderkrachen der Metallfäuste noch lauter, jede Explosion noch gewaltiger sein muss als alles Vorhergehende.

Mark Wahlberg, Stanley Tucci: Wenigstens sind die Schauspieler besser

Kaum noch aufregen mag man sich da über Stereotypen, die zu jedem Michael-Bay-Film gehören: der wie zufällig voyeuristisch über die weibliche Unterleibsanatomie gleitende Kamerablick, die fetischistische Zurschaustellung polierter Automobilkarossen, in die sich die lädierten Transformer offenbar jederzeit zurückverwandeln können.

Immerhin hat Teil 4 mit Mark Wahlberg und Stanley Tucci bessere Schauspieler als die ersten Teile, und auch die neu eingeführten Autobots, synchronisiert von Stars wie John Goodman oder Ken Watanabe, haben coole Sprüche auf den Blechlippen. Allein, es hilft alles nichts. Nach dieser cineastischen Druckbetankung fühlt man sich, als hätte man sich durch die Speisekarte eines Fastfoodrestaurants gefressen.

Ab Donnerstag in 21 Berliner Kinos.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false