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Kultur: Traum vom Raum

Neue Berliner Kulturorte: Das Kühlhaus eröffnet, im Atelierhaus im Grunewald wird noch gestritten

Es ist kalt, sehr kalt. Aber das hier ist ja auch das Kühlhaus, ein altes Industriegebäude an der Luckenwalder Straße am Gleisdreieck in Kreuzberg. Lange stand das imposante, denkmalgeschützte Backsteinhaus – 1900 erbaut, im Krieg zerstört, wieder aufgebaut und bis 1978 als Kühlhaus genutzt – leer. Noch ist es eine Baustelle, aber schon ab Donnerstag soll es ein neuer Ort für Kunst und Kultur sein, dank privater Investoren. Auch 20 Jahre nach der Wende gibt es in Berlin immer noch solche Orte, die die Fantasie beflügeln und Künstler anziehen.

Die erste Veranstaltung ist das Polnische Kulturfestival „PolPositions“. Dazu gehört das Tanzprojekt „Face to Face“, bei dem die britischen Choreografen Tamara McLorg und Royston Maldoom, der durch „Rythm is it“ mit Simon Rattle bekannt wurde, mit Schülern aus Warschau und Berlin eine Performance einstudierten. Außerdem wird die Ausstellung „Recycling the Iron Curtain“ zu sehen sein. Künstler aus Polen zeigen in Skulpturen, Installationen, Bildern und Performances, wie der eiserne Vorhang sie beeinflusst hat. Zwei Geschäftsführer sind für das Kühlhaus verantwortlich. Die Theaterwissenschaftlerin Cornelia Albrecht hat in den Achtzigern die Alabama-Halle in München mitgegründet. „Mit dieser ersten Ausstellung deuten wir schon mal das Potenzial des Hauses an“, sagt sie. Es solle im Kühlhaus um alle Formen der Kunst gehen. Im Keller wird ein Theater entstehen. „Es soll auch ein Ort sein, an dem Berlin die Beziehung mit seinen 17 Partnerstädten pflegen kann“, sagt Jochen Hahn, ebenfalls Geschäftsführer des Kühlhauses. Hahn hat 2001 in München das Theater „Reithalle“ gegründet.

Mitte Dezember wird das Kühlhaus erst einmal wieder schließen. Die eigentliche Eröffnung sei für April oder Mai geplant, sagt Dieter Siegel, Haupteigentümer der „Kühlhaus am Gleisdreieck Berlin GmbH & Co KG“, die schon rund fünf Millionen Euro in den Umbau gesteckt hat. Zwischen dem ersten und dritten Stock wurde ein Teil der Decken herausgerissen, so dass rund um die Bühne in der Mitte des ersten Stocks Emporen entstanden sind.

„Kubus“ nennen sie den freien Raum. Rund zwölf Millionen Euro will Siegel in das Projekt stecken, in kleinen Abschnitten. Frühstens 2013 wollen sie ganz fertig sein, mit sieben Etagen: „Wir kriegen die Hütte warm bis Donnerstag“, sagt Jochen Hahn. (Info: www.kuehlhaus-berlin.de) Daniela Martens

Wenn es nach dem Berliner Senat geht, dann wird das Atelierhaus am Grunewalder Käuzchensteig bald zu einem Museum für Skulpturen der Nachkriegszeit. Das Künstlerduo Dellbrügge & de Moll sowie der Berufsverband Bildender Künstler Berlin schlagen dagegen vor, das ehemalige Atelier des NS-Bildhauers Arno Breker weiterhin als Atelierhaus zu nutzen – wie es bereits seit den siebziger Jahren geschah. Es ist ihr Protest gegen den Beschluss der Berliner Kulturverwaltung. Dieser sei intransparent und ohne Beteiligung der Öffentlichkeit gefasst worden.

Im „Haus der Kunst Berlin“ – so der Namensvorschlag der Initiatoren – solle vielmehr ein Forum für die Auseinandersetzung mit Kunst und Macht entstehen. Ihnen schwebt eine Mischung aus Wohnateliers und Ausstellungsflächen vor. Künstleraufenthalte von zwei bis sechs Monaten, Symposien und Ausstellungen in dem zwischen 1939 und 1942 errichteten Bau sollen das Nachdenken über Kunst und Politik fördern. Magdalena Ulrich

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