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Kultur: Trauriger Prinz

Als Salif Keita, ein Nachkomme von Soundjata Keita, welcher im 13.Jahrhundert das Königreich Mali gegründet hatte, vor fünfzig Jahren als Albino zur Welt kam, galt das in seiner Heimat als ein böses Omen.

Als Salif Keita, ein Nachkomme von Soundjata Keita, welcher im 13.Jahrhundert das Königreich Mali gegründet hatte, vor fünfzig Jahren als Albino zur Welt kam, galt das in seiner Heimat als ein böses Omen.Vielleicht hat der seltsame Prinz deshalb auf seinen gesellschaftlichen Rang verzichtet.Salif jedenfalls gesellte sich zu den Griots, einer Musikerkaste, deren Angehörige zwischen den Apfelbrotbäumen der Steppe und dem Bahnhof von Bamako durchs Land zogen, um Geschichten und Geschichte zu überliefern.Bald darauf geriet er mit seiner Stimme in Malis Super Rail Band, die afrikanische mit kubanischer Musik kreuzte, und wechselte später zu den Ambassadeurs Internationaux, die mit ihren hypnotischen Klängen in ganz Afrika berühmt wurden.1987 startete Keita in Paris eine Solokarriere, wo er heute zu den Pionieren des Afro-Pop zählt.Mit Cello, Kora oder Grace Jones experimentiert der Sänger allerdings vorwiegend im Plattenstudio.Auf der Bühne erscheint er mit klirrenden Gitarren und einer gewaltig groovenden Rhythmusmaschinerie, die vor Ohren führen, wo die Wurzeln des angelsächsischen Pop wirklich vergraben liegen.In Berlin feierte Keita seinen Auftritt in einem Saal, der so aufgeheizt war wie eine Buschhütte unter der Sonne im Zenit: im Pfefferberg.Zwischen den hochgewachsenen deutschen Wuschelköpfen und den Dreadlocks der afrikanischen Zuschauer ließ sich jedoch nur flüchtig die stille Traurigkeit erspähen, die in des Sängerprinzen Augen wohnt.Auch Keitas kehliger Belcanto, der am schönsten in den schwermütigen Balladen zur Geltung kommt, ging völlig unter.Die Fans wollten Fun.Und sie sollten ihn bekommen.Denn Mali, so zeigte es Keita auch diesmal, ist ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten.

ROMAN RHODE

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