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Kultur: Trautes Heim, Glück allein

„Peter Pan“ im Blitzkrieg-London:

Markenstrategisch hat Peter Pan seine Dienstpflicht längst erfüllt: Jeder kennt den großmäuligen Knaben, der sich erfolgreich gegen das Erwachsenwerden wehrt. Und mit dem Peter-Pan-Syndrom wurde sogar ein populärpsychologisches Feld erschlossen. Die meisten seiner kindlichen Fans allerdings halten vermutlich den Stupsnaseweis mit dem grünen Blättertrikot aus dem Disney-Stall für das Urbild der Marke. Dabei wurde der originale Peter Pan schon Anfang des letzten Jahrhunderts vom schottischen Autor Sir James Matthew Barrie erfunden – erst als Theaterstück, dann als Roman.

Barries romantische Geschichte ist von ansteckender Amoral, seine Kinder sind „fröhliche, unschuldige und herzlose“ kleine Monster. Schon die erste Disney-Verfilmung 1953 fand für den erzählerischen Witz der Vorlage keine rechte Form, konnte aber wenigstens teilweise die aufmüpfige Haltung der Vorlage bewahren, indem sie Peter Pan als Verbündeten Wendys und ihrer Geschwister gegen die Vernunftansprüche des Erwachsenwerdens setzt. Die Fortsetzung des Disney-Klassikers kehrt die Geschichte um: Heldin Jane ist zwar Wendys Tochter, charakterlich aber ihr Gegenteil: schon eine ernsthafte kleine Erwachsene, die Feenzauber für albernen Kinderglauben hält. Irgendwie hat sie ja recht: doch recht darf sie nicht behalten. Sehr ernsthaft wird nun Gegenaufklärung betrieben – vor dem für einen Kinderfilm höchst ungewöhnlichen Hintergrund des Blitzkrieg-London. Während draußen Sirenen heulen und Papa gegen die Deutschen zieht, wird im trauten Heim das kulturelle Rahmenprogramm für Kriegs- und Krisenzeiten gegeben: Glauben, Vertrauen und Feenstaub. Silvia Hallensleben

In 21 Kinos; Cinestar Sony Center (OV)

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