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Kultur: Tricks & Tempo

The Dillinger Escape Plan zerballern das Lido.

Wenn The Dillinger Escape Plan zur Tat schreiten, können alle anderen ihren Klempnerladen dichtmachen. Seit 1997 zertrümmert die Band aus New Jersey auf der Suche nach dem ultimativen nervösen Muster die Rock-Genres, um aus den Splittern Klänge zu bauen, die dem Jazz den Hardcore einhämmern und die Errungenschaften von Bands wie Slayer oder Napalm Death in ungeahnte Höhen der babylonischen Breakverwirrung schrauben. „One Of Us Is The Killer“ heißt das neue Album der fünf Ballermänner, die beim Konzert im Lido eine Musik in den Saal blasen, die tatsächlich so trickreich und verschlagen ist wie die Ausbruchspläne der Bankräuber-Legende John Dillinger.

Mit höchster Präzision und der Vitalität eines Mähdreschers manövriert sich die Band durch schwierigste Tempi-, Stil- und Haltungswechsel, springt mühelos von speedigem Geholze zu melodischen Gesangspassagen und wieder zurück zu querrhythmischem Jazzrockgemetzel. Sie konzentriert sich auf das Schnelle, Laute, Effektvolle und Gemeine. Exzessive Stakkato-Attacken auf Magengrube und Nackenwirbel, dreimal hintereinander mit der Doppellooping-Achterbahn durch die Lüfte rasen, während im Hintergrund gruselige Videobilder und ein Lichtgewitter flackern. Bandgründer Ben Weinman scheint ein himmlischer Gitarreninstinkt angeboren zu sein. Dazu kommen eine zweite Gitarre im teuflischen Wechselspiel, Knallbass, Klopperschlagzeug und Greg Puciatos Bereitschaft, 70 Minuten lang seine „Mich-kriegt-ihr-nicht!“- Texte durchzuhecheln. Nenn es Mathcore, Tobsucht oder reine Spielfreude – die Discokugel an der Decke des Lidos zittert noch immer. Volker Lüke

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