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Kultur: Tristans Knöpfe

Bayreuth, Erster Akt: Das Ereignis ist Isolde

Viel passiert nicht auf diesem Luxusliner der Dreißigerjahre, den Anna Viebrock für „Tristan“ auf die Bayreuther Bühne gestellt hat. Alles sehr braun hier und sehr britisch. Menschen sitzen in Polstern herum oder reden miteinander, alles erwartungsgemäß unaufgeregt und ziemlich trist. Das Kleine wird so dramatisch und groß, das Unbedeutende bedeutsam. Wenn Isolde unter ihrem Hochzeitskleid bereits wie auf der Totenbahre liegt; wenn Tristan auf die „Sitte“ pocht und dabei an seinen goldenen Jackettknöpfen dreht. Fast hätte man sich bei Christoph Marthalers BayreuthDebüt in diesem ersten „Tristan“-Akt noch mehr Depression gewünscht, radikalere Autismen, um der Gewalttätigkeit von Wagners Pathos den Kampf anzusagen. Ein Ereignis ist Nina Stemmes Isolde. Ein großer, vollflutender, farbenprächtiger Sopran mit exzellenter Textverständlichkeit. Da wird es Robert Dean Smith als Tristan schwer haben. Und Eiji Oue am Pult des Festspielorchesters hat fürs Erste die Waffen gestreckt. Er beschränkt sich auf die sicheren Effekte der Partitur. Le.

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