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Kultur: Tritte und Auftritte

Christiane Peitz seufzt über die deutsche Filmförderpolitik Kulturpolitik ist 90 Prozent hinter den Kulissen und 10 Prozent davor. Man fetzt sich und verhandelt, seift die Lobbyisten ein und stellt runde Tische auf, um irgendwann mit einer Reform, einer Gesetzesnovelle aufwarten zu können.

Christiane Peitz seufzt über

die deutsche Filmförderpolitik

Kulturpolitik ist 90 Prozent hinter den Kulissen und 10 Prozent davor. Man fetzt sich und verhandelt, seift die Lobbyisten ein und stellt runde Tische auf, um irgendwann mit einer Reform, einer Gesetzesnovelle aufwarten zu können. Zumindest funktioniert Politik normalerweise so – wenn sie funktioniert. Ein Problem der Kulturpolitiker besteht darin, dass sie mit Kulturschaffenden verhandeln. Und die haben meist weniger Übung im Agieren hinter den Kulissen. Sie bewegen sich nun mal lieber auf offener Bühne.

Vielleicht sieht das, was Kulturstaatsministerin Christina Weiss und ihre Amtsvorgänger Julian NidaRümelin und Michael Naumann in Sachen Filmpolitik auf die Beine gestellt haben, deshalb eher nach dem umgekehrten Verfahren aus: 10 Prozent hinter den Kulissen, 90 Prozent davor. Heute wird das neue Filmfördergesetz im Bundestag debattiert (siehe Meldung auf dieser Seite). Gestritten wird darüber schon seit geraumer Zeit, aber nicht in internen Runden, sondern in aller Öffentlichkeit. Über die Pflichtabgaben der Filmtheater und der Videoanbieter. Über die Stärkung der unabhängigen Produzenten. Über mehr wirtschaftliche oder mehr kulturell ausgerichtete Förderkriterien. Und vor allem über die Fernsehsender, die anders als etwa in Frankreich nur freiwillige (und vergleichsweise niedrige) Abgaben zahlen.

Dabei war der zunächst von Michael Naumann aufgestellte runde Tisch von einem Publikum umringt, das sich gut unterhalten fühlte. Denn die Streithähne – die Produzenten, die mehr Rechte wollen, die Fernsehsender, die sich vom Staat nicht gängeln lassen – hatten grandiose Auftritte. Bloß ein Happy-End war nicht in Sicht.

Christina Weiss hat nun immerhin dafür gesorgt, dass die Türen zu den Verhandlungssälen geschlossen wurden. Sie hat baldige Einigung in Aussicht gestellt, sogar von Durchbruch war die Rede. Anscheinend hat sie bei ihrem angekündigten Erfolgsstück aber die Hauptdarsteller vergessen. Erst bemerkten die Fernsehsender, sie seien keineswegs so kompromissbereit, wie die Kulturstaatsministerin verkündete. Dann meldeten sich die Videoanbieter. Und nun protestieren die Kinoverbände. Wunschdenken oder was? Hat die Staatsministerin ihre Filmpolitik nur geträumt?

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