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Kultur: Trommelwirbel unter Wasser

NEUE MUSIK

Etwas glatt, sagt man, sei die Musik von Matthias Pintscher. Funkelnde und glitzernde Klänge in unendlichen Abstufungen hat er im von den Philharmonikern unter der Leitung von Peter Eötvös uraufgeführten Violinkonzert „en sourdine" entworfen. Geführt wird das Stück von einer in allen erdenklichen Variationen kadenzierenden Violine, die Frank Peter Zimmermann bravourös spielt. Doch so recht will sich die Spannung nicht einstellen. Das Werk fasziniert durch subtile Instrumentationskunst und feine Gestik, lässt aber einen Ideenkern und formale Schlüssigkeit vermissen.

Den Höhepunkt des Abends setzt Eötvös selbst. Nachdem er zu Begin Bartóks „Vier Orchester-Stücke" äußerst geschmeidig inszenierte, folgt nach der Pause sein opulentes Werk „Atlantis". Ausgehend von dem Gedicht „Stumme Musik" des ungarischen Dichters Sándor Weöres nimmt Eötvös den Mythos der versunkenen Stadt als Metapher für die Sehnsucht nach Vergangenem auf. Unzählige im Raum verteilte Schlagzeuger, brummende Elektrobässe und elektronische Klangeffekte – Eötvös will es bunt, und doch setzt er die überreiche Farbpalette wohldosiert ein, schafft Konzentration und weite Spannungsbögen. Elektronische Chorklänge suggerieren Unterwasserakustik, Knabensopran und Bariton schaffen anrührende Momente. Viel Beifall für dieses Bravourstück für Musiker und Tontechnik der Philharmonie.

Ulrich Pollmann

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