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Die Gustloff

© dpa

TV-Quoten: "Die Gustloff" hat die Nase vorn

Den ZDF-Zweiteiler "Die Gustloff" wollen am Sonntagabend die meisten Fernsehzuschauer sehen. Der Katastrophenfilm läuft dem Quotenbringer Tatort den Rang ab. Bei den Kritikern kommt der TV-Film allerdings ganz schlecht weg.

Nicht der übliche ARD-Tatort, sondern "Die Gustloff" hatte im Quotenrennen am Sonntagabend die Nase vorn. 8,45 Millionen Zuschauer (Marktanteil: 23,5 Prozent) verfolgten nach Senderangaben ab 20.15 Uhr den ersten Teil des ZDF-Katastrophenfilms. Zum Vergleich: Den genreähnlichen ARD-Zweiteiler "Die Flucht" mit Maria Furtwängler sahen vor exakt einem Jahr 11,18 Millionen Zuschauer bei der ersten Folge, 10,16 Millionen bei der zweiten.

Übermäßig viele Reaktionen bleiben aus

Die parallel laufende Tatort-Wiederholung mit dem Titel "Der Teufel vom Berg" kam auf 5,51 Millionen Zuschauer (15,3 Prozent). Die Sat.1-Krimiserie "Navy CIS" sahen 3,93 Millionen Menschen (11,0 Prozent), die RTL-Komödie "In den Schuhen meiner Schwester" 3,71 Millionen (11,2 Prozent) und "Das perfekte Promi-Dinner" auf Vox 2,15 Millionen (6,4 Prozent). Die ZDF-Dokumentation über den Gustloff-Untergang, bei dem am 30. Januar 1945 mehr als 9000 Menschen umkamen, schalteten ab 22.05 Uhr 5,31 Millionen Zuschauer (19,2 Prozent) ein.

Die Reaktionen auf den ersten Teil überstiegen beim ZDF nicht das übliche Maß. Rund 50 Anrufe registrierte der Sender, zumeist von älteren Menschen, die die Umstände der Tragödie aus ihrer Sicht schildern wollten und das zum Teil in "recht emotionaler" Form, wie ein Sprecher sagte. Das ZDF habe sich mit "einer sehenswerten Produktion an die Aufarbeitung eines der großen Themen der deutschen Geschichte gewagt", sagte Jochen-Konrad Fromme, Vorsitzender der Gruppe der Vertriebenen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, am Montag.

Bei den Kritikern durchgefallen

Die Kritiker hatten im Vorfeld der Ausstrahlung die Geschichte des Drehbuchautoren Rainer Berg, die Regisseur Joseph Vilsmaier inszeniert hatte, in manchen Punkten bemängelt. "Die Gustloff" sei auf "eine ganz schlichte handwerkliche Weise gescheitert: an den Unzulänglichkeiten des Skripts und der Regie", schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Rund um den Untergang hatten sich die Filmemacher zusätzliche Figuren und Wendungen einfallen lassen, die nicht dem wahren Verlauf entsprachen.

"Mehr Sendezeit hat nicht zu mehr Sendequalität geführt", urteilte die "Süddeutsche Zeitung". "Am Ende haben sich die Liebenden gefunden: Der Kapitän und seine Verlobte. Das ist so beim Fernsehen. Ein tiefer Eindruck bleibt deshalb nicht, genauso wenig von dem Ort, um den es geht, die Wilhelm Gustloff." Die "Frankfurter Rundschau" schrieb sogar von der "Havarie mit der Geschichte", von einer "Liebesschmonzette, der mit einer Räuberpistole noch Spannung injiziert werden muss". (mbo/dpa)

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