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Kultur: U-Boote in Havanna

Revolutionen brauchen ihre Zeit. Und es gibt immer noch Länder auf diesem Planeten, die mit einer gewissen Verzögerung ticken.

Revolutionen brauchen ihre Zeit. Und es gibt immer noch Länder auf diesem Planeten, die mit einer gewissen Verzögerung ticken. In Havanna hat kürzlich eine Bar eröffnet, die sich vor allem bei älteren Kubanern großer Beliebtheit erfreut. Sie stehen Schlange vor dem „Yellow Submarine“, der Laden gilt als Novität. Die Wände sind mit Beatles-Nippes dekoriert, die Hausband singt mit spanischem Akzent schöne Sachen wie „Rocky Raccoon“ und „Let it Be“ – und das Publikum kennt jede Zeile auswendig.

Eigentümer und Betreiber des „Yellow Submarine“ ist das kubanische Kulturministerium. Das ist gute alte sozialistische Politik: die Subversion kontrollieren, am besten selbst organisieren. Und bloß keine westlich-dekadenten Sachen! Nun, über vierzig Jahre sind seit der Auflösung der Beatles vergangen, von den Fab Four sind nur noch zwei am Leben, und wahrscheinlich sind die kubanischen Kulturplaner zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich bei der Musik der Beatles um etwas kulturell Wertvolles handelt.

Kurz: Gegen Klassik ist nichts einzuwenden. Und allzu genau werden die Bürokraten auch nicht hinhören. Hat John Lennon nicht schon 1968 in dem Song „Revolution“ erklärt, dass das alles Quatsch sei, von wegen Weltveränderung, Mao und so – dass es nur darauf ankomme, sich selbst zu verändern? Und hatten die Kubaner nicht mit Ché Guevara so etwas wie einen fünften Beatle, eine eigene Pop-Ikone, deren Bild und Aura um die Welt gingen? Über Jahrzehnte waren die Beatles – und westliche Pop-Musik überhaupt – Bückware auf Fidel Castros Insel, fielen unter den Bann.

Da ist das „Yellow Submarine“ ein gewaltiger Fortschritt, auch wegen der Symbolik. Auch wenn man damit nicht direkt abtauchen und Richtung Florida schippern kann – es hätten sich für die erste Beatles-Bar auf Kuba auch andere Namen angeboten. Zum Beispiel „Señor Pepper’s Lonely Hearts Club“ oder „Peso Lane“ – „Ticket to Ride“ wäre vielleicht etwas zu deutlich. Das „Yellow Submarine“ erinnert daran, dass die Beatles auch mal klein angefangen haben, in einem Keller in Liverpool. Und dann waren sie schnell weg, auf und davon. London, USA, die ganze Welt. Der Rest ist Geschichte. Darauf einen Cuba Libre. Oder einen Caipiringo!

Ein

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