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Überblick: Sieben auf einen Streich

Vorschau auf die Berlinale: Jury und Specials, Solidarität mit Panahi, Ehrenpreis und Berlinale-Kameras, Augenfutter beim Kulinarischen Kino – und ein roter Teppich für die Kinos im Kiez.

Präsidentin der Internationalen Jury ist die Schauspielerin und Regisseurin Isabella Rossellini. Zu der siebenköpfigen Runde zählt aus Deutschland die Film- und Theaterschauspielerin Nina Hoss, die 2007 für ihre Titelrolle in „Yella“ einen Bären gewann. Außerdem dabei: die australische Produzentin Jan Chapman („Das Piano“, „Bright Star“), die dreifach oscarprämierte britische Kostümbildnerin Sandy Powell (für „Shakespeare in Love“, „Aviator“ und „Young Victoria“) und der indische Bollywoodstar Aamir Khan, der auch als Regisseur und Produzent Welterfolge feiert. Aus Kanada reist Regisseur Guy Maddin an, der auf der Berlinale 2007 seinen Stummfilm „Brand Upon the Brain!“ zeigte und 2008 mit „My Winnipeg“ das Forum eröffnete. Auch der verurteilte iranische Regisseur Jafar Panahi ist eingeladen, über die Bären mitzuentscheiden; ein Juryplatz wird für ihn frei gehalten. 2006 wurde Jafar Panahi für seinen Fußballfilm „Offside“ mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet. Letztes Jahr saß der Regisseur fast drei Monate im Gefängnis in Teheran, im Dezember wurde er zu 6 Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot und Reiseverbot verurteilt. Dagegen protestiert die Berlinale, indem sie ihn nicht nur in die Jury einlädt, sondern auch fünf seiner Filme zeigt. Am 11.2., dem Jahrestag der iranischen Revolution, läuft Offside um 16.30 Uhr im Berlinale Palast (wieder 12.2. Urania, 17.30 Uhr) , das Forum zeigt am 12.2. Crimson Gold (Cinestar 8, 11 Uhr), die Reihe Generation am 14.2. Der weiße Ballon (HKW, 16.30 Uhr), das Panorama am 17.2 Der Kreis (Cinestar 3, 17.45 Uhr), und bei den Shorts läuft an vier Tagen Panahis Kurzfilm von 1995 Untying the Knot. Am 17.2. diskutiert unter anderem der iranische Exil-Regisseur Rafi Pitts über Zensur und die Situation im Iran (HAU 1, 14 Uhr). Im Berlinale Special zeigt das Festival im Friedrichstadtpalast unter anderem Tom Hoopers großen Oscar-Favoriten The King’s Speech (16. und 17.2.): grandioses Schauspielerkino mit Colin Firth als King George und Geoffrey Rush, der dem stotternden König beibringt, trotz seines Sprachfehlers Ansprachen zu halten. Colin Firth kommt zum Festival, der Film startet am 17.2. regulär in den Kinos. Ein weiterer Stargast ist Harry Belafonte, der zur Aufführung des Dokumentarfilms Sing Your Song am 13.2. erwartet wird. Außerdem laufen unter anderem Chen Kaiges Sacrifice aus China, Late Bloomers von Julie Gavras aus Frankreich, mit Jury-Präsidentin Isabella Rossellini und William Hurt (18.2.), und als Wiederaufführung Martin Scorseses frisch restauriertes Meisterwerk Taxi Driver mit Robert De Niro (17.2.). Als Sondervorführung des Hauptprogramms läuft Werner Herzogs 3-D-Doku Cave of Forgotton Dreams. Der Goldene Ehrenbär geht an einen der wenigen deutschen Filmschaffenden mit Weltruhm, den 80-jährigen Schauspieler und Künstler Armin Mueller-Stahl. Ihm ist auch eine Hommage mit elf Filmen gewidmet. Gezeigt werden unter anderem Utz, für den er 1992 einen Silbernen Bären erhielt, Roland Gräfs Defa-Film Die Flucht, Frank Beyers Fünf Patronenhülsen sowie Königskinder von 1961. Nach seiner Übersiedlung 1980 in den Westen trat er unter anderem in Fassbinders Lola auf. 1996 erhielt er für Shine eine Oscar-Nominierung. Mueller-Stahls vielleicht berühmteste Rolle: der skurrile New Yorker Taxifahrer in Jim Jarmuschs Night on Earth. 2003 wurde er für seine Darstellung des Thomas Mann in Heinrich Breloers TV-Mehrteiler „Die Manns“ gefeiert. Im Berlinale Palast wird Mueller-Stahl am 18.2. um 22.45 Uhr geehrt, im Anschluss läuft Music Box. Mit Costa-Gavras’ Drama über einen NS-Kollaborateur, das 1990 den Goldenen Bären gewann, wurde Mueller-Stahl international berühmt. Eine Berlinale Kamera erhalten die Berliner Kinomacher Franz und Rosemarie Stadler, die fast 40 Jahre lang das Charlottenburger Filmkunst 66 leiteten: zwei Pioniere des Programmkinos (15.2., keine öffentliche Veranstaltung). Geehrt werden außerdem Lia van Leer, die seit 1984 das Jerusalem Film Festival leitet (13. 2., Kino International, 11 Uhr), und Jérome Clément, Gründer und langjähriger Präsident von Arte (14.2., Akademie der Künste am Pariser Platz, 17.30Uhr).

Unter dem Motto „Give Food a Chance“ tischt das Kulinarische Kino zum fünften Mal Filme über Nahrung und Umwelt auf, im Kino des Martin-Gropius-Baus. Zwölf Filme werden gezeigt, u. a. The Recipe von Anna Lee über die Suche nach dem besten Sojabohnensuppenrezept, Jiro Dreams of Sushi über den 85-jährigen japanischen Sushi-Meister Jiro Ono und Tambien la lluvia über den Wasserkrieg in Bolivien. Im Anschluss an die 19.30-Uhr-Vorstellungen laden Starköchin Sonja Frühsamer und die Sterne-Köche Michael Hoffmann, Thomas Kammeier, Michael Kempf und Tim Raue im Spiegelzelt zum Menü. Die Aktion Berlinale goes Kiez wird wegen des großen Erfolgs im Vorjahr fortgesetzt. Sieben Mal gastiert das Festival in einem anderen Kino, mit Filmen aus verschiedenen Sektionen. Dieses Jahr wird der rote Teppich vor der Charlottenburger Kurbel (12.2.), dem Ton in Weißensee (13.2.), der Neuköllner Passage (14.2.), dem Union in Friedrichshagen (15.2.), dem Kreuzberger Yorck, dem Adria in Steglitz (beide 16.2.) und den Eva Lichtspielen in Wilmersdorf ausgerollt. Vorstellungen jeweils um 18.30 Uhr und 21.30 Uhr.

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