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Kultur: Überfall auf das Museum von Olympia

Kulturminister bietet Rücktritt an.

Zwei maskierte und bewaffnete Männer haben am gestrigen Freitagmorgen das Museum des antiken griechischen Olympia überfallen. Sie überwältigten den einzigen Wächter und fesselten ihn an einen Stuhl. Darauf zertrümmerten die Räuber zahlreiche Glasvitrinen und entwendeten etwa 60 antike Ausstellungsstücke aus Bronze und Keramik sowie einen Goldring. Welchen Wert die erbeuteten Stücke haben, ist bislang unklar. Die Polizei leitete eine Großfahndung ein. Die Sicherheitsvorkehrungen in anderen griechischen Museen wurden verschärft. Die Täter hätten gebrochenes Griechisch gesprochen und ihn mit einer Pistole bedroht, berichtete der Wächter der Polizei. Die Räuber seien vor allem auf der Suche nach Gegenständen aus Gold gewesen, erklärte er.

Der Ende der 1880er Jahre errichtete klassizistische Museumsbau, der von den deutschen Architekten Friedrich Adler und Wilhelm Dörpfeld entworfen wurde, beherbergte früher archäologische Funde aus dem antiken Olympia, bis diese 1970 in einen benachbarten Neubau überführt wurden. Heute ist in dem Gebäude, das auch als Altes Archäologisches Museum bezeichnet wird, eine Sammlung zur Geschichte der Olympischen Spiele in der Antike untergebracht. Das Museum an der Ursprungsstätte der Olympischen Spiele war zu den Sommerspielen 2004 in Athen restauriert und neu eröffnet worden. Ob sich unter den nun geraubten Stücken auch Objekte befinden, die ab dem 31. August in der Ausstellung „Mythos Olympia – Kultur und Spiele“ im Martin-Gropius-Bau gezeigt werden sollen, ist bislang nicht bekannt.

Der griechische Kulturminister Pavlos Geroulanos hat direkt nach dem Überfall seinen Rücktritt angeboten. Er war bereits im Januar unter Beschuss geraten, nachdem unbekannte Täter in die Athener Pinakothek eingedrungen waren und mehrere Gemälde entwendet hatten, darunter Werke von Pablo Picasso und Piet Mondrian. Kritiker warfen dem Kulturminister vor, die Pinakothek sei unzureichend gesichert gewesen. Wegen der Schuldenkrise des Landes war der Etat des Kulturministeriums 2011 um 22 Prozent gekürzt worden. Infolge Personalmangels haben zahlreiche Museen und archäologische Stätten bereits ihre Öffnungszeiten reduziert. Im archäologischen Nationalmuseum in Athen sind ganze Säle für die Besucher geschlossen, weil es wegen finanzieller Engpässe an Wachpersonal fehlt. Gerd Höhler

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