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© dpa

Übersetzerstühle: Multifunktionssitze in der Komischen Oper

Die Komische Oper hat jetzt Multifunktionssitze. Die Zuschauer werden sich an die neuen Sessel schmiegen und die ungewohnte Beinfreiheit sowie die Übersetzung der Texte genießen. Ob da noch jemand Augen für die Bühne hat?

Der Regisseur Barrie Kosky macht sich zur Premiere seiner „Rigoletto“-Inszenierung am 20. September an der Komischen Oper auf das Schlimmste gefasst: „Wahrscheinlich wird das Publikum in den ersten zehn Minuten nicht auf die Bühne gucken, sondern mit dem neuen Spielzeug beschäftigt sein.“ 1190 Augenpaare, die jeweils auf ein 750 Euro teures Display gerichtet sind. Und noch einmal genauso viele Finger, die sanft auf Knöpfchen herumtippen. Denn in der Sommerpause wurde in der Komischen Oper eine IFA-taugliche Übersetzungsanlage eingebaut, es ist eine Weltneuheit der schwäbischen Firma Vicom.

Dann werden sich die Zuschauer an die neuen Sessel (mit skandinavischem Stoff bespannt – 100 Prozent Baumwolle, blutrot) schmiegen und die ungewohnte Beinfreiheit genießen. Das Display ist in der Rückenlehne des Vordermannes integriert und zeigt – für den Sitznachbarn unsichtbar – den gesungenen Text an. Wahlweise auf Deutsch oder auf Englisch (oder gar nicht) leuchtet die Schrift auf Brusthöhe. Die Anzeigen auf Russisch, Chinesisch und Japanisch sind in Planung. Oberhalb der Bühne leuchtende Übertitel gehören somit im kleinsten Berliner Opernhaus der Vergangenheit an. „Wir wollen mit der Übersetzungsanlage unser Angebot vor allem für Berlin-Besucher aus dem Ausland und Opernneulinge noch angenehmer machen“, sagte Andreas Homoki, Chefregisseur und Intendant des Hauses, am Montag. 1,5 Millionen Euro war ihm der Umbau Wert. Der größte Teil der Kosten wird durch die jährlichen Zuwendungen zur Bauunterhaltung gedeckt, ein kleiner Teil wird durch Spenden und Stuhlpatenschaften finanziert.prim

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