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Kultur: Uhrvertrauen

Eine Zeitreise im Magazin der Berliner Staatsoper

Die Zeit ist ja immer ein dankbares Thema. Stets lässt sie Raum für Fragen, behält ein Geheimnis. Deswegen ist sie wohl auch in Science-Fiction-Filmen so beliebt; die besten Folgen von Star Trek waren die, in denen die Enterprise in einer Zeitschleife gefangen war. In „Happy Hour“ befasst sich jetzt ein Team um die Regisseurin Adriana Altaras im Magazin der Staatsoper mit dem Phänomen Zeit (wieder 18., 20., 21.6., 19 Uhr und 22.6., 18 Uhr). Wie passend, ereignet sich doch keine andere Kunstform so sehr in der Zeit wie die Musik. Die zwölf Darsteller (herausragend: Lilia Mileks Sopran) und die Jungs des Staatsopern-Kinderchors agieren in 17 Szenen auf einem bewegten Förderband in der Mitte der langgestreckten Halle. Dieser symbolisch verfließenden Zeit kann keiner entkommen. Nur der Tod (Tobias Wegner als Seilartist mit beeindruckender Körperkontrolle) kümmert sich nicht ums Diktat der Zeit und tanzt auf dem Band umher.

Ein Kammerorchester der Staatskapelle spielt Musik von Heiner Goebbels, Verdi und Grieg, während sich die Darsteller der Proustschen Erinnerung, der Tücke von Brückentagen oder der Frage widmen, was gewesen wäre, wenn die Großeltern drei Häuser weiter gewohnt hätten und man also in West-Berlin geboren wäre. Ein Zusammenhang bleibt aus. Letztlich wird nur das Rätsel Zeit durch beständiges Fragen auf eine quasi religiöse Stufe gehoben. Antworten wagt keiner. So gleicht der Abend einer Pizza Mista. Von allem etwas draufgepackt. Eine runde Sache aber ist es nicht. Udo Badelt

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