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Kultur: Ulla und ihre Männer

Die vergangene Literaturwoche, keine Frage und Franka Potente hin, Jonathan Safran Foer her, gehörte dem österreichischen Schriftsteller Norbert Gstrein und der Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz. Gstreins Roman „Die ganze Wahrheit“ über eine Verlegerwitwe, die nicht ganz zufällig ein paar Ähnlichkeiten mit Ulla Unseld-Berkéwicz aufweist, ist landauf, landab zum Veröffentlichungtermin besprochen worden, mal als Schlüsselroman ohne Schlüssel, mal als verschlüsselter Schlüsselroman mit Schlüssel, mal als unverschlüsselter Verlegerwitwenroman, für den man viel zu viele Schlüssel braucht, um hinter den Türen noch Ulla Unseld-Berkéwicz und den Suhrkamp Verlag erkennen zu können.

Die vergangene Literaturwoche, keine Frage und Franka Potente hin, Jonathan Safran Foer her, gehörte dem österreichischen Schriftsteller Norbert Gstrein und der Suhrkamp-Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz. Gstreins Roman „Die ganze Wahrheit“ über eine Verlegerwitwe, die nicht ganz zufällig ein paar Ähnlichkeiten mit Ulla Unseld-Berkéwicz aufweist, ist landauf, landab zum Veröffentlichungtermin besprochen worden, mal als Schlüsselroman ohne Schlüssel, mal als verschlüsselter Schlüsselroman mit Schlüssel, mal als unverschlüsselter Verlegerwitwenroman, für den man viel zu viele Schlüssel braucht, um hinter den Türen noch Ulla Unseld-Berkéwicz und den Suhrkamp Verlag erkennen zu können. Immer wieder schwang dabei die Frage mit, was Norbert Gstrein zu seinem Roman bewogen haben mag. Vor allem aber: Wie würde Ulla Unseld-Berkéwicz reagieren? Hat sie, wie es in dem Roman über die Wiener Verlegerin Dagmar heißt, das Buch sofort „auf Punkt und Komma überprüft“, um darin etwas Justitiables zu finden? Oder verbucht sie Gstreins Roman, wie es in einer Besprechung heißt, als Trophäe und stellt sie in ihr Bücherregal?

Verfolgt man allerdings die These, dass es Gstrein vor allem darum ging, Ulla Unseld-Berkéwicz ihren Alleinanspruch auf die Lebens- und Sterbensgeschichte Siegfried Unselds streitig zu machen, dann hat die Suhrkamp-Verlegerin in dieser Woche die klügste aller Reaktionen gezeigt: Sie hat den ersten Band von Siegfried Unselds „Chronik“ als Fahne verschicken lassen, der Chronik von 1970, die Anfang September erscheint. Die Chronik ist eine Art Verlegertagebuch, das Unseld bis 2002 führte und das laut Verlagsangaben 24 Ordner und 30 Archivkästen füllt. Da wird also noch eine Vielzahl von Bänden veröffentlicht. Unseld dokumentiert darin Begegnungen mit Schriftstellern, die Vorgänge im Verlag und vieles mehr. Die „Chronik“ sei die „Autobiografie eines Verlegers, die er selbst nicht mehr schreiben konnte“, so der Suhrkamp Verlag, „sie ist die Geschichte seiner Bücher“.

Und nichts lieber als diese Geschichte liest man über Suhrkamp, trotz aller Kabalen der letzten Jahre. Deshalb kann man Ulla Unseld-Berkéwicz zumindest zu diesem Zeitpunkt und vor dem Hintergrund des Gstrein-Romans nur gratulieren: Gut gebrüllt, Löwin!

Gerrit Bartels über eine reaktionsschnelle

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