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Umstrittene Büste: Altertümerchef: Berlin soll Nofretete ausleihen

Der ägyptische Altertümerchef Zahi Hawas hat Deutschland ein überraschendes Angebot gemacht: Statt die in Berlin ausgestellte Nofretete-Büste zurückzufordern, will er die 3300 Jahre alte Schönheit nur leihweise nach Kairo bringen.

Kairo - Der Direktor der Altertümerverwaltung in Kairo, Zahi Hawas, hat in der Kontroverse um die Rückgabe der weltbekannten Nofretete-Büste an Ägypten einen überraschenden Vorschlag gemacht. Hawas sagte am Dienstag in einem dpa-Gespräch in Kairo: «Ich werde vorschlagen, dass wir die Nofretete für drei Monate ausleihen und den Deutschen im Gegenzug für diesen Zeitraum ein noch wertvolleres Stück aus unserem Ägyptischen Museum überlassen.» Nach Ablauf dieser drei Monate sollten dann beide Exponate wieder an ihren alten Standort zurückkehren. Bei der Eröffnung der Ausstellung «Ägyptens versunkene Schätze» in Berlin hatte Hawas vergangene Woche mit der Forderung nach einer Rückkehr der Nofretete für Aufregung gesorgt.

Auf die Frage, ob es denkbar sei, dass die mehr als 3300 Jahre alte Kalksteinbüste von Ägypten - sollte sie denn tatsächlich als Leihgabe nach Kairo kommen - nicht zurückgegeben werde, sagte Hawas: «Wir sind keine Piraten, sondern ein zivilisiertes Land, und ich halte meine Versprechen.» Ihm sei es wichtig, dass alle Ägypter die Gelegenheit erhielten, die Büste der Nofretete anzuschauen.

Der oberste Antiquitätenchef Ägyptens fügte hinzu, er wolle, dass die seit 1913 in Berlin ausgestellte Büste der schönen Pharaonengattin im Herbst 2007 bei einer Ausstellung über die Ausgrabungen des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) im Ägyptischen Museum in Kairo gezeigt werde. Das DAI in Kairo feiert im nächsten Jahr sein 100-jähriges Bestehen.

Er sei überzeugt, dass er mit den Deutschen eine Einigung «über diesen einzigartigen Kunstgegenstand» erzielen werde. Sollte dies allerdings nicht der Fall sein, könnte sich das negativ auf die ägyptisch-deutsche Kooperation im Bereich Archäologie auswirken.

Zur Frage der Besitzverhältnisse sagte Hawas, er zweifle nicht an, dass die Nofretete-Büste auf legalem Wege nach Deutschland gelangt sei. «Ich stelle das nicht in Frage», sagte er.

Hawas hatte in den vergangenen Jahren in seiner Heimat an Popularität gewonnen, weil er mehrere wertvolle archäologische Fundstücke aus Ägypten, die von Schmugglern außer Landes geschafft worden waren, erfolgreich von Sammlern und Museen zurückgefordert hatte.

Nofretete, ihr Name bedeutet «Die Schöne ist gekommen», war die einflussreiche Gattin des Echnaton (um 1340-1324 v.Chr.). Dieser Pharao hatte während seiner Herrschaftszeit einen radikalen Wandel der Religion des Alten Ägyptens erzwungen, indem er zur Abkehr von den zahlreichen Göttern und zur Anbetung des Sonnengottes Aton aufrief. Dies wurde von seinen Nachfolgern später wieder rückgängig gemacht. (tso/dpa)

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